
Buchtipp
Wir stellen Ihnen wöchentlich Buchtipps aus den Bereichen Belletristik, Kinder- und Jugendliteratur sowie aus dem Sachbuchbereich vor. Sie können sich die Buchtipps gleich reservieren. Online, per Mail, telefonisch in der Bücherei zu den gewohnten Öffnungszeiten.
Marcus Jarl, Junikinder, Roman, 542 Seiten, Fischer, 2025

Die Kinderkrankenschwester Julia hilft einem zu früh geborenen Mädchen ins Leben. Plötzlich steht ihr Schwager Henrik als Vater des Kindes vor ihr in der Säuglingsstation. Nicht ihre Schwester ist die Mutter des Kindes.
Henrik erpresst Julia, ihrer Schwester und damit seiner Frau Liv nichts von diesem Kind zu sagen, sonst setzt er sich als Anwalt dafür ein, dass die alleinerziehende Julia ihre Arbeit aufgrund der Verletzung der Schweigepflicht verliert. Henrik war Julias große Liebe, bis er sie für Liv verließ. Während sich Julia durch Arbeitsalltag und Sorge um ihren Sohn kämpft, droht das perfekte Leben ihrer Schwester in sich zusammenzustürzen. Der schwedische Autor, der selbst in der Neonatalogie arbeitet, schildert zum einen den harten und emotional belastenden Arbeitsalltag von Julia, noch wichtiger ist ihm aber die Verbindung von Geschwistern, trotz Verletzungen und Entfremdung. Eindringlich aus der wechselnden Schwestern-Perspektive erzählt, entwickelt dieses Buch einen Sog, der seine Leserinnen mitnimmt.
Minerva Winter, Magie im Hexengarten, Sachbuch, 192 Seiten, EMF Verlag, 2024

Minerva Winter betreibt einen Hexenladen und lässt in Vorträgen, Wanderungen und Workshops an ihrem in 30 Jahren erworbenen "Magischen Wissen" teilhaben. Sie möchte dabei unterstützen, einen heilsamen Garten zu schaffen.
Gut nachvollziehbar und angenehm sachlich-pragmatisch erklärt sie zunächst, was unter "Magie" zu verstehen ist. Verständlich beschreibt sie dann Basics zur Anlage eines Hexen-Gartens (etwa Bodenbeschaffenheit, Pflanzenvermehrung). Um ein "Zentrum" herum bilden die Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft eine Vierteilung; für alle Segmente erläutert sie jeweils Substanzielles zu Gestaltung, enthaltenen Pflanzen, zum Pflanzenräuchern, sie bietet Rezepte und eine Meditation. Hochwertig die Buchausstattung, facettenreich das Layout mit Farbfotos, Beetplan-Grafiken, Kräuter-Tabellen und Übersichten.
T.C.Boyle, No way home, Roman, 381 Seiten, Roman, Hanser, 2025

Nach dem Tod seiner Mutter fährt der angehende Arzt Terry nach Nevada, um das geerbte Haus zu räumen und sich um die Formalitäten zu kümmern. Gestresst von Trauer und der anstehenden Facharztprüfung ist er empfänglich für Bethanys Avancen.
Was für ihn zunächst ein One-Night-Stand ist, ist für Bethany glückliche Fügung. Sie nimmt Terrys Haus in Beschlag und schließlich auch sein Leben. Doch ihr Ex-Freund Jesse gibt nicht so schnell auf. Manche Kritiker werfen Boyle für seinen neuen Roman Oberflächlichkeit vor. Tatsächlich weist er im Vergleich zu vielen seiner früheren Romane kaum Boyle-typische Themen wie Klimawandel oder soziale Missstände auf. Diese findet man hier nur indirekt, z.B. im Schauplatz in der heißen, wasserarmen Wüste oder der zeitweiligen Obdachlosigkeit Bethanys. Von Oberflächlichkeit kann jedoch trotzdem keine Rede sein, denn Boyle widmet sich mit derselben Genialität einer toxischen Dreiecksgeschichte mit offenem Ende. Ist es Liebe, Begehren, Wahnsinn? Von allem ein bisschen, dies genial geschrieben und in Szene gesetzt.