Erste Botschafter einer jungen Gemeinschaft

Jugendgruppe aus Kozelets in der Kurpfalz angekommen

Aus Fremden werden Freunde © Sabine Zeuner

Die ukrainische Fahne ist ausgebreitet. In diesem Moment überkommen die Gefühle die 18 Jugendlichen und zwei Betreuerinnen aus Kozelets, einige Tränen fließen. Ihre Situation mit dem in einem unerbittlichen Krieg gefangenen Heimatland, die immense Heimatverbundenheit sind für einen kleinen Moment für jeden bei der offiziellen Begrüßung im Trausaal des Plankstadter Rathauses greifbar. Seit Samstag, 05. August ist die Gruppe in der Kurpfalz, nach über 30 Stunden Fahrt aus Kozelets hier angekommen. Die kürzlich gegründete Solidaritätspartnerschaft der Großen Kreisstadt Schwetzingen und der Gemeinden Oftersheim und Plankstadt mit der ukrainischen Stadt Kozelets hat als erste Aktion diesen Erholungsurlaub für die Gruppe organisiert. Nach dem ersten Ankommen und der Unterbringung und Versorgung in der Humboldtschule in Plankstadt hieß es für die Gäste, den Ort kennen zu lernen und sich auszuruhen. Zum offiziellen Willkommen kamen jetzt alle ehrenamtlich engagierten Helfer aus den drei Orten, Schwetzingens 1. Bürgermeister Matthias Steffan, Katja Hilbert, Assistenz des 1. Bürgermeisters für den verhinderten OB Dr. René Pöltl, Andreas Oswald, Sachgebietsleiter Bürgerbüro und Ukrainebeauftragter Schwetzingens, sowie der Oftersheimer Bürgermeister Pascal Seidel mit der Sachgebietsleiterin Integration, Galina Gavras, auf Einladung von Bürgermeister Nils Drescher, Hauptamtsleiter Patrick Wiedemann, Bürgeramtsleiter Florian Weppelmann und der Integrationsmanagerin Isabel Tratberger gekommen. Die drei Kommunen haben sich auf die Fahnen geschrieben mit konkreten Projekten das Leben, die kriegsbedingten Umstände in Kozelets zu mildern. Neben dem aktuellen Erholungsaufenthalt, soll es eine Unterstützung für die EDV-Ausstattung für Verwaltung und Schulen geben.

Anna Demianowa (rechts) ist sehr bewegt, dass Hilfe und Austausch in die Wege geleitet und ab sofort real werden. © Sabine Zeuner

Brückenbauerin der Hilfe und Freundschaft

Herzlich ist die Begrüßung auf beiden Seiten. Bürgermeister Nils Drescher sprach von einer besonderen Reise: „Sie sind die ersten Botschafter aus der Ukraine, wir hoffen auf einen regen gegenseitigen Austausch, wenn es die Bedingungen ermöglichen.“ Seit Mai 2022 seien über 200 ukrainische Kriegsgeflüchtete nach Plankstadt gekommen, bezifferte Drescher. „In schwierigen Zeiten ist es wichtig jemanden an seiner Seite zu haben, Freunde, die unterstützen, sie sehen uns hier an ihrer Seite“, unterstrich Drescher und dankte der Ideengeberin Anna Demianova, die er als Brückenbauerin bezeichnete. Demianova betonte das Glück, dass trotz aller Hürden es möglich wurde eine Solidaritätspartnerschaft zu gründen. Sehr bewegt wünschte sie sich und allen Beteiligten, dass es gelingen möge mit Liebe und offenen Herzen dafür zu sorgen, positive Stimmung und Gutes mit zurück in die Ukraine zu nehmen und die Gewissheit nicht alleine zu sein. Langer Applaus begleitete ihre Ansprache.

Viktoria Prima hat Gastgeschenke dabei, die unter anderem die ukrainische Flagge enthalten.  © Sabine Zeuner

Abwechslungsreiches Programm

Die ersten Tage betreuen Plankstadter Verwaltungsmitarbeiter und Ehrenamtliche die Gäste. Ihr Programm startet mit einem Ausflug nach Speyer zum Dom und in das Technikmuseum mit 3D-Kino. Am Dienstag geht es nach dem Frühstück und Tischtennis spielen nach Eppelheim zum Minigolf, abends grillt der Plankstadter Jugendbeirat gemeinsam mit der Gruppe. Bergbahnfahrt, Schlossbesuch und mehr stehen für Mittwoch auf dem Programm. Ab Donnerstag sind die Jugendlichen mit Schwetzinger Helfern unterwegs. Andreas Oswalt schilderte den ersten Tag als Bowlingausflug und den Freitag als „Schwimmbadtag“, was ein Wunsch aus der Runde gewesen ist. Ein Besuch im Schwetzinger Schloss und Garten gehört dazu sowie der Besuch bei einem Sommerfest mit Livemusik. Ein Ausflug in den Heidelberger Zoo und in die Springbude nach Ladenburg runden die Tage ab. Für die 10-21 Jahre alten Besucher geht es unter Oftersheimer Regie im internationalen Garten zum Grillen und Kennenlernen. Entspannung steht auf dem Programm, bevor ein Kochkurs in die Welt der türkischen Speisen entführen wird. Spieleabend und Kino sollen spontan eingeflochten werden, dazu geht es zur Bundesgartenschau nach Mannheim und zum Golfen auf den Golfpark in Oftersheim. Ein Diskoabend im Jugendzentrum soll für Ausgelassenheit sorgen und der Besuch beim Spiel Hoffenheim : Freiburg werden vielleicht einige zu Fans.

Traditionelle Kleidung

Die beiden ukrainischen Betreuerinnen Inna Penska und Viktoria Prima dankten für ein derart umfangreiches und vielfältiges Programm in dessen Fokus der intensive Austausch und das Kennenlernen stehen. Sie honorierten, dass trotz der Schwierigkeiten dieser Besuch organisiert und durchgeführt wird. „Unser Bürgermeister und seine Stellvertreter sind voller Dank für diese Chance und betonen, dass es nicht das letzte Treffen gewesen sein soll“, so Inna Penska. Auch ihrerseits hoffe man nach Kriegsende auf einen regen Austausch auf allen Ebenen. Für den Empfang hatten die Gäste ihre traditionellen Kleidungsstücke – handgemacht und mit der typischen Stickerei „Wyschywanka“ versehen, angelegt. Ein tolles Bild voller ungefilterter Heimatliebe.

Auch aus Plankstadt gibt es Nützliches für den Aufenthalt und die Rückreise, unter anderem eine Trinkflasche mit Plankstadt-Aufdruck aus Glas mit Schutzhülle. Patrick Wiedemann, Anneliese Strottner (verdeckt) und Vivien Schmitt verteilen die Tüten. © Sabine Zeuner

Wo liegt Kozelets

Die Gemeinde Kozelets liegt direkt am Fluss Oster im südwestlichen Teil der Region Tschernihiw, ca. 70 km nordöstlich der Hauptstadt Kiew. Die Gemeinde umfasst 53 Dörfer und das Verwaltungszentrum in der städtischen Siedlung Kozelets. Die Bevölkerungsanzahl beträgt einschließlich der Dörfer und Weiler ca. 18.300 Personen, davon in der Stadt Kozelets ca. 9.500 Personen. Während der Gefechte in der Region Tschernihiw wurde der südliche Teil der Gemeinde teilweise beschädigt. Konkret wurden im Dorf Omelyaniv zwei Häuser vollständig zerstört und sechs weitere teilweise beschädigt. Menschen kamen dabei bislang glücklicherweise nicht zu Schaden.
Die kriegerischen Handlungen Russlands in der Ukraine dauern jedoch bekanntermaßen weiter an und die Zivilbevölkerung hat darunter nach wie vor sehr zu leiden. Für den Wiederaufbau und humanitäre Hilfe ist die ukrainische Bevölkerung in Kozelets auf Unterstützung angewiesen.
Homepage Kozelets: https://www.kozsr.gov.ua/

Hilfe für Kozelets

Die Bürgermeister würden sich über Spenden für die Solidaritätspartnerschaft freuen. Spenden können mit dem Hinweis „Kozelets“ auf folgende Bankverbindung der Stadt Schwetzingen überwiesen werden: IBAN : DE08 6725 0020 0025 0104 42. Die zweckgebundene Verwendung der Mittel wird zugesichert. Ein zusammenfassendes, öffentliches Berichtswesen soll Transparenz und die Nachverfolgung der einzelnen Aktivitäten gewährleisten.

Gemeinsam solidarisch - die Solidaritätspartnerschaft