Der Blumepeter ist ein Plänkschder Bu'

Denkmal eingeweiht

Das neue Blumepeter-Denkmal am Blumepeter-Platz in Plankstadt © Anke Haas

Mit einem kleinen Festakt wurde anlässlich des Ortsmittefests 2023 das Blumepeter-Denkmal auf dem Platz an der Kreuzung Schwetzinger Straße/Waldpfad enthüllt und viele Freunde des bekannten kleinen Kurpfälzers, der 1875 als Peter Berlinghof (den Namen Schäfer erhielt er erst später durch Anerkennung der Vaterschaft) in Plankstadt geboren wurde, waren gekommen. Sogar aus Offenburg und Weiterstadt/Hessen waren Blumepeter-Freunde angereist, um bei der Feier dabei zu sein und das neue Denkmal anzuschauen.

Bürgermeister Nils Drescher und Gemeindearchivar Ulrich Kobelke erinnern an den Blumepeter. © Anke Haas

Bürgermeister Nils Drescher begrüßte die zahlreichen Gäste, darunter den Vizepräsidenten des Landtags von Baden-Württemberg, Daniel Born, sowie den Landtagsabgeordneten Andreas Sturm. Aus Mannheim begrüßte er den Kabarettisten und Mundartfachmann Prof. Dr. Hans-Peter Schwöbel als einen der Träger des Mannheimer Bloomaulordens.

Blumepeter unvergessen
Vor allem begrüßte er seinen Gemeindearchivar Ulrich Kobelke als den Mann, dessen Ausdauer und Geduld es Plankstadt verdankt, nun diese Erinnerungsstätte an einen bekannten Plänkschder zu haben. Er freute sich, dass nun auch in Plankstadt der Blumepeter unvergessen bleiben wird und verwies auf die Special Olympics World Games, die gerade in Berlin stattfinden. Hier seien die großartigen Leistungen zu sehen, zu denen geistig Behinderte fähig sind, wenn integriert und nicht ausgegrenzt werden, wie das in früheren Zeiten meist der Fall war.

Keine Konkurrenz für Mannheim
Gemeindearchivar Ulrich Kobelke, der das gesamte Projekt über all die Jahre zu einer Herzenssache gemacht und schon seit fast drei Jahrzehnten auf die Realisierung hingewirkt hatte, erläuterte den Hintergrund der Entstehung. Er betonte, dass Plankstadt nun keinesfalls in Konkurrenz zur Stadt Mannheim treten wolle, für die der Blumepeter zum Stadtbild und zum gesellschaftlichen Leben gehöre.

Bürgermeister Nils Drescher (rechts), Landtagsabgeordneter Andreas Sturm und der Vizepräsident des Baden-Württembergischen Landtags, Daniel Born (Mitte) bei der Einweihung der Skulptur. © Anke Haas

Er erinnerte auch an die Anfänge der Geschichte des Blumepeters Peter Schäfer im 20. Jahrhundert mit den Mannheimer Gebrüdern Buck und der Karnevalsgesellschaft Feuerio sowie an den 2007 verstorbenen Verleger und Herausgeber des Mannheimer-Morgens Rainer von Schilling; alle, die hatten durch ihr Wirken den Blumepeter erst den bis heute andauernden Bekanntheitsgrad verschafft.

Blumepeter steht für Werte
Und auch wenn die vielen Geschichten, Bücher und Witze um den Peter nicht authentisch sind und bei der jüngeren Generation auch langsam in Vergessenheit geraten, so steht gerade der Blumepeter doch sinnbildlich für unsere Kurpfälzer Lebensart, für Schlagfertigkeit, Humor und nicht zuletzt für unseren Dialekt; aber auch für Werte wie Toleranz, Weltoffenheit und Gutmütigkeit.

Integration damals noch Fremdwort
Aus diesem Grund sei es allemal gerechtfertigt, mit dem Denkmal an das tragische Leben des kleinen Plankstädters zu erinnern und bei seinem Anblick auch daran zu denken, wie die Gesellschaft in früheren Zeiten gerade mit Minderheiten umging, als die Begriffe Integration und Inklusion für viele noch Fremdworte waren. Peter Schäfer sei wohl 1940 nur mit viel Glück dem Euthanasieprogramm der Nationalsozialisten entgangen. Er ruht auf dem Friedhof des Psychiatrischen Zentrums Wieslochs.

Viele Gäste heißen den Blumepeter willkommen am neuen Blumepeter-Platz. © Anke Haas

Dass das Denkmal nun auch in Sichtweite zum Geburtshaus des Peter Schäfer entstanden ist – er gewissermaßen hinüberschaut, kommt als besonderes Merkmal noch hinzu. Bei pathetischer Wortwahl könnte man sagen, der Blumepeter ist nach Plankstadt heimgekehrt!

Plankstadter Künstler schafft Skulptur
Sein Dank galt dem Bürgermeister, der Steinmetz- und Bildhauerwerkstatt Ralph Eschelbach und ganz besonders Bildhauer Daniel Karrer, der die Figur mit viel Gespür fürs Detail geschaffen hat; aber auch dem Bauhof der Gemeinde und allen, die zum Zustandekommen der Erinnerungsstätte beigetragen hatten.

Sohn von Drogerie-Betreibern
Und ganz besonders dankte er dem Mann, der soviel zur Erhellung der wahren Lebensgeschichte des Blumepeters beigetragen hatten, dem Journalisten Eberhard Reuss, der das authentische Leben des Blumepeters akribisch recherchiert und in Büchern, Vorträgen und Filmen bekanntgemacht hat. Und auch Eberhard Reuss hat einen alten Bezug zu Plankstadt: Seine Eltern betrieben in den 50er und 60er Jahren im ehemaligen Trunk’schen Haus eine Drogerie. (Das Haus stand an der Stelle, wo heute im Ratssaal über das Geschick der Gemeinde entschieden wird – das Gebäude wurde 1981 abgerissen und machte dem Neubau des Gemeindezentrums Platz.)

Journalist Eberhard Reuss (Mitte) hat das Leben des Blumepeters recherchiert und sprach zur Einweihung der Skulptur einige Worte. © Anke Haas

Positives Ende mit Gedenkplatz und Skulptur
Eberhard Reuss dankte Ulrich Kobelke für seinen langen Atem bis zur Realisierung des Denkmals. Er erinnerte an seine Recherchearbeit und einen Vortrag vor 30 Jahren in Plankstadt und dass er damals nie an solch ein positives Ende mit der Erinnerungsstätte geglaubt hätte. Er verwies auch auf die zeitliche Besonderheit, dass die Denkmalsenthüllung zufällig zwei Tage nach dem 83. Todestag von Peter Schäfer stattfand.

Verschmitztheit begeistert
Als Steinmetzmeister Ralph Eschelbach mit seinem Mitarbeiter das Denkmal enthüllte, brandete Applaus auf, denn alle waren begeistert von der gelungenen Skulptur. Der Bildhauer Daniel Karrer, der das Denkmal in mehrmonatiger Arbeit geschaffen hatte, war bei der Enthüllungsfeier leider verhindert, aber alle fanden die Figur außerordentlich authentisch, deren Gesichtszüge eine gewisse Verschmitztheit ausstrahlen, die genau zum Bild vom jungen Blumepeter passen, wie er in der Vorstellung seiner Freunde lebt. Dem Bildhauer Daniel Karrer galt auch der ganz besondere Dank von Bürgermeister und Gemeindearchivar.

Förderung bringt Leistung
Landtagsvizepräsident Daniel Born und MdL Andreas Sturm griffen den Gedanken des Bürgermeisters an die gerade stattfindenden Special Olympics World Games der geistig Behinderten in Berlin auf und betonten die Wichtigkeit der Integration, Förderung und Inklusion dieser Minderheit, die früher so sehr ins Abseits gestellt wurde und von denen man heute viel besser weiß, welche großartige Leistungen sie bei entsprechender Förderung erbringen können.

Eintrag ins Goldene Buch
Den Abschluss der kleinen Feier machte Dekan Uwe Lüttinger und sprach ein kleines Gebet von Thomas Morus (1478 – 1535) um Gesundheit an Leib und Seele sowie um das rechte Maß an Humor im Leben. Ein schöner und würdiger Abschluss einer gelungenen Feier. Danach lud Bürgermeister Drescher alle Teilnehmer zunächst zum Eintrag ins Goldene Buch der Gemeinde Plankstadt und danach zum Beisammensein beim Ortsmittefest 2023 ein.
Ulrich Kobelke, Gemeindearchivar