Erinnerungen an Plankstadt - Heinz Lange, der Filmvorführer der Rosengarten-Lichtspiele in den 50er-Jahren

Prof Dipl Ing Heinz Lange

Zufälle spielen immer im Leben eine Rolle – so auch für einen Archivar.

Nach meinem kürzlich veröffentlichten Artikel über das alte Plankstädter Kino bekam ich den Hinweis aus der Bevölkerung, im Artikel würde die Nicht-Erwähnung des früheren Filmvorführers Heinz Lange ein wesentliches Versäumnis darstellen. Ich muss gestehen, bis zu diesem Zeitpunkt war mir nicht einmal die Existenz von Herrn Lange bekannt! Meine Recherchen bei früheren Kinogängern bestätigte meinen Eindruck, dass die meisten Kinobesucher nichts über die damaligen Filmvorführer wussten, da sie unsichtbar in ihrem Vorführraum agierten – lediglich bei Störungen wie etwa Filmrissen – die meist mit Murren und Pfiffen begleitet waren - oder beim Wechseln der Filmrollen  wurde dem Zuschauer erst bewusst, dass da noch mehr Menschen als Kassierer und Platzanweiser anwesend sein mussten. Für die kurzfristigen Unterbrechungen wegen eines Filmrisses oder Filmrollenwechsel hatte Heinz Lange ein Dia handschriftlich vorbereitet, auf dem er die Zuschauer um Verständnis für die Unterbrechung bat. Natürlich kamen auch mal „technische Unfälle“ vor, wenn sich beispielsweise der Film beim Wiedereinfällen spaltete und sich ein Teil auf die Rolle, der andere Teil aber auf den Boden fädelte! Nicht immer war auch der Aufenthalt im Vorführraum eitel Freude; es kam vor, dass die in der Nachbarschaft ansässige Metzgerei tierische Abfälle im Freien verbrannte (heute undenkbar!) – dann wurde durch den entstehenden Gestank die Filmvorführarbeit zur Qual.
 
Zunächst sah es bei den Recherchen so aus, als würden sie nicht von Erfolg gekrönt. Jeder war zwar früher im Kino, aber von einem Heinz Lange war nichts mehr bekannt, auch bei älteren Semestern. Der Zufall wollte es, dass Heinz Lange als Gratulant beim 100. Geburtstag der Kinobesitzerin Ella Treiber geb. Wahl im November zugegen war und Bürgermeister Jürgen Schmitt ihn dabei kennenlernte. Er erzählte von einem Herrn, der früher im Kino Filmvorführer war, dann Professor und der bei der Gratulation ein schönes Gedicht über seine Plankstädter Zeit vorgetragen hatte. Er wusste auch, dass der Wohnort des Dichters nun Kaiserslautern war und mein Rechercheeifer blühte wieder auf.
 
Im Internet-Telefonbuch von Kaiserslautern entdeckte ich einen Eintrag „Doris und Heinz Lange, Prof.“ und mit meinem Anruf landete ich einen Volltreffer! Prof. Lange war nicht daheim und so ergab das Gespräch mit seiner Ehefrau Doris, dass sie eine Tochter der ehemaligen Bäckerei Ebert in der Eisenbahnstraße (heute Bäckerei Gehrig) und in den 60er-Jahren einige Jahre als Lehrerin an der Plankstädter Humboldtschule tätig war. Damit war der Kontakt hergestellt und nach einem weiteren Telefongespräch mit Prof. Heinz Lange kam es zur Begegnung anlässlich der Einweihung der neuen Kindertagesstätte am Pestalozziweg, wo Langes Schwager Walter Müller direkter Nachbar ist und daher eingeladen war.

Heinz Lange, wusste viel aus seiner Zeit in Plankstadt und damit aus der interessanten Zeit des Wiederaufbaus nach dem Krieg und seiner Studentenzeit zu berichten. Auch stellte er sein Gedicht, das er aus Verbundenheit zu seiner alten Wohngemeinde und Heimat seiner Ehefrau gemacht hatte, zur Veröffentlichung zur Verfügung.

Heinz Lange ( geboren am 23. März 1935) kam 1947 mit 12 Jahren als Flüchtling aus Schlesien nach Plankstadt. Sein Vater war Eisenbahner und so wohnten sie in der Siedlung im Rosental, später dann in der Hebelstraße. Er besuchte einige Monate die Volksschule in der Friedrichschule und machte 1956 am Hebel-Gymnasium Schwetzingen Abitur. Während seines Studiums verdiente er sich als Filmvorführer im Kino im Rosengarten, aber auch als Aushilfe und Urlaubsvertreter in den Kinos der Umgebung etwas dazu; pro Vorführung gab es damals ca. 5 Mark für den Vorführer.
 
Beruflich wurde Heinz Lange Diplomingenieur für Elektrotechnik und Professor an der Hochschule Kaiserslautern. Zeitweise war er für seine frühere Firma Telefunken in China tätig und unterrichtete als Professor an der Hochschule in Shanghai Physik und Mathematik.

Mit Plankstadt fühl‘ ich mich verbunden - Von Prof. Dipl.Ing Heinz Lange


zum Gedicht (85,9 KB)

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