Erinnerungen an die Plankstädter Fronleichnamsprozessionen früherer Zeiten

Fronleichnamprozession

Auch in unserer Heimatpfarrei St. Nikolaus, die mittlerweile in die Seelsorgeeinheit Schwetzingen – Oftersheim – Plankstadt integriert ist, haben sich neue Formen der Feier des Fronleichnamsfestes in den letzten zwei Jahrzehnten manifestiert.

Der Festtag liegt exakt 10 Tage nach Pfingsten. In Plankstadt zieht seit einigen Jahren die Prozession mit dem Allerheiligsten nach dem Gottesdienst von der Kirche durch den Hof des Jugendheims und über die Friedrich- und Luisenstraße zurück zur Kirche, wo nach dem Lied „Großer Gott, wir loben dich“ der feierliche Schlusssegen erteilt wird. Unterbrochen wird die Prozession durch eine kurze Gebets- und Segensstation auf dem Rathausplatz vor der Volksbank. Noch um die Jahrtausendwende fand der Festgottesdienst im Schulhof der Friedrichschule statt und die Teilnehmer zogen danach durch die Friedrichstraße und Luisenstraße zurück zur Kirche. Da aber im Schulhof natürlich auch große Aufbau- und Vorbereitungsarbeiten zu leisten waren, war dies auch immer eine Frage der Zahl der freiwilligen Helfer – auch in dieser Frage hat sich einiges gewandelt, besonders auch das Alter der altgedienten Freiwilligen, die nicht nur im kirchlichen Bereich, sondern auch bei vielen anderen Vereinsaktivitäten nicht mehr in erforderlicher Anzahl zur Verfügung stehen!



Viele der Älteren werden sich aber noch zurückerinnern an das Fronleichnamsfest früherer Zeiten. Da war zunächst einmal die Zeit der Vorbereitung. Wie bei weltlichen Umzügen wurde am Tag vor dem Fest "Gesträuch" aus dem Wald ausgefahren und kostenlos zum Schmuck der Häuser am Prozessionsweg verteilt. An den Stellen, wo am Tag selbst dann die vier Stationsaltäre aufgestellt wurden, herrschte schon emsiges Treiben. Blumen wurden gebracht; Männer zimmerten am Holzgerüst des Altars, am Abend zuvor wurden schon die Muster der Blumenteppiche mit Kreide aufgezeichnet. Dazwischen immer wieder ein besorgter Blick an den Himmel mit einem fragenden "Wird das Wetter halten?" Auch in der Kirche warfen die Ereignisse ihre Schatten voraus: In der Sakristei wurden schon die liturgischen Gewänder vorbereitet, der Altarraum war auch mit frischem Grün und Blumen geschmückt und im hinteren Teil des Mittelganges stand bereits der „Himmel“. In den (katholischen) Häusern am Prozessionsweg stand der Blumenschmuck für den nächsten Morgen bereit. Wenn dann die Glocken am Mittwochabend um 18 Uhr den Festtag einläuteten, waren die meisten Vorbereitungen so weit gediehen, dass dann am Festtag in aller Herrgottsfrühe alles nur noch an die richtigen Positionen gestellt werden musste.

In der Frühe beim ersten Tageslicht ging's dann los – zunächst natürlich an den Stationsaltären; hier herrschte reges Treiben, bis die Altäre in vollem Glanz erstrahlten. Aus den Häusern schleppten die Menschen dann die ganzen vorbereiteten Blumen und Pflanzen an den Straßenrand. Die Fenster wurden selbst zu kleinen Altären mit den Figuren, die zu jedem katholischen Haushalt gehörten. Von den Figuren, meist so etwa 50 cm hoch, brauchte man normalerweise so viele, wie man Fenster zum Prozessionsweg hatte. Dazu gehörten Leuchter mit Kerzen und natürlich jede Menge Blumenvasen mit frischen Schnittblumen. Das Trottoir war für Kübelpflanzen und ähnliches vorgesehen. Papierfähnchen in den Kirchenfarben gelb-weiß, blau-weiß oder rot-weiß steckten in den Blumentöpfen. Eine Fahne gehörte natürlich auch zum Haus; besaß man keine Kirchenfahne, dann tat es ersatzweise auch die Landes- oder Bundesfahne.

Das feierliche Hochamt begann an diesem Tage schon um 8 Uhr und ab etwa 9 Uhr bewegte sich die Prozession durch die Straßen von der Kirche durch den Brühler Weg und bog dann nach rechts in den Waldpfad ein. Dort kam der vordere Teil zum Stehen, denn der Priester mit dem Allerheiligsten bog zunächst nach links ab zum ersten Altar am Haus der Familie Faulhaber. Am Sportplatzeck (heute Festplatz) war die 2. Station, bevor die Prozession dann durch die Leopoldstraße in die Ladenburgerstraße zog, wo der nächste Halt an der 3. Station am Haus der Familie Becker stattfand. Über die Eisenbahnstraße ging es am Rosengarten rechts ab zur Friedrichschule, wo am Zaun des Klehr'schen Anwesens die 4. und letzte Station aufgebaut war. Danach ging es dann zurück zur Kirche.

Den Prozessionsteilnehmern bot sich unterwegs in den Straßen ein farbenprächtiges Bild, das natürlich auch zu allerlei (und manchmal auch recht unchristlichen) Vergleichen Gelegenheit bot. Natürlich wetteiferten die Nachbarn auch untereinander, wer den schönsten Schmuck aufgeboten hatte. Da jeder jeden noch kannte, gab es auch keine Missverständnisse, wer zu schmücken hatte und wer nicht – anders ausgedrückt: wer katholisch oder wer evangelisch war. Natürlich gab es damals viel weniger Autos als heute und Parkplatznot war ein Fremdwort, aber es wäre auch den Autobesitzern nicht im Traum eingefallen, ihr Fahrzeug einfach am Straßenrand des Prozessionsweges abgestellt zu lassen.

Alles war also noch überschaubar; auch innerhalb der Prozession herrschten strenge Regeln: die einzelnen kirchlichen Gruppen liefen streng getrennt im Zug mit. Buben, Mädchen; Jungmänner, Jungfrauen, Pfadfinder. Derartiges ist heute fast nur noch im ländlichen Alpenraum zu finden. Die Gruppen, die über Fahnen verfügten, führten diese natürlich mit. Meist trug der Pfarrer die Monstranz mit dem Leib Christi selbst, nur kurze Wegstrecken durfte der Kaplan aushelfen.

Am Nachmittag traf sich die Pfarrgemeinde im Hof des Jugendheims zum gemütlichen Beisammensein, oftmals mit musikalischer Untermalung durch die Musikkapelle. Unter den Kastanienbäumen ließ es sich bei gutem Wetter und einem kühlen Getränk gut sein. Es ist erfreulich, dass dieser Brauch bis heute beibehalten wurde, auch wenn sich die Zahl der Teilnehmer im Laufe der Jahre stark verringert hat.

Zur Erläuterung des Festes: Das Fronleichnamsfest ist ein Hochfest im Kirchenjahr der katholischen Kirche und wurde im Jahr 1264 durch Papst Urban IV. eingeführt Das Fest feiert die leibliche Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie. Der Begriff stammt aus der mittelhochdeutschen Sprache. Fronleichnam wird am Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitsfest, dem zweiten Donnerstag nach Pfingsten, begangen. Der Donnerstag als Festtermin steht in enger Verbindung zum Gründonnerstag und der damit verbundenen Einsetzung der Eucharistie. Wegen des stillen Charakters der Karwoche erlaubt der Gründonnerstag keine prunkvolle Entfaltung der Festlichkeit.

UK (Foto: Gemeindearchiv)