​ 25 Jahre Plankstädter Notgemeinschaft

Zu allen Zeiten und in allen Gemeinden gab und gibt es immer wieder Notlagen, in denen den Ärmsten durch die Gemeinschaft oder durch Einzelne geholfen wurde und auch heute noch geholfen wird.

Schon immer war dies eine wichtige Aufgabe der kirchlichen Gemeinschaften! Darüber hinaus hatten auch immer wieder einzelne Bürger, denen es wirtschaftlich vielleicht besser ging als anderen, ein Herz für die Bedürftigen. Dies war auch in Plankstadt nicht anders. Im Februar 1851 verstarb der unverheiratete Johann Adam Ehehalt. Er vermachte der Gemeinde ein Ackergrundstück von 34,15 Ar auf Ketscher Gemarkung und verfügte für die Einnahmen daraus die Bildung eines Ortsarmenfonds. Ohne Unterschied der Religion sollten die Ortsarmen an der Stiftung dergestalt Anteil haben, dass von dem Pachterlös des Grundstücks Mehl einzukaufen und daraus Brote, die nach dem Stifter benannten Ehehaltbrote, zu backen seien. Die Verteilung war vom Gemeinderat sowie dem katholischen Kirchenvorstand und dem evangelischen Kirchengemeinderat vorzunehmen. Gleichzeitig bestand ein Verbot, das Ackergrundstück zu verkaufen. Anfang Juli wurden die Brote gebacken und verteilt. Je nach Geldwert und Pachteinnahmen bewegte sich die Zahl der Brote zwischen 58 (1851), 135 (1874) und 156 (1931). Zunehmender Bürokratismus führte dazu, dass der Verwaltungsaufwand immer größer wurde. Am 1. April 1933 verfügten die neuen Machthaber eine Änderung des Stiftungszweckes; es wurden keine Brote mehr gebacken sondern der Pachterlös wurde 1935 für Bekleidungsbeschaffung ausgegeben. Später gab es keine direkten Zuteilungen mehr, sondern es wurde jährlich an das Winterhilfswerk ein Betrag gespendet. Im Jahre 1942 wurde die Aufhebung der Stiftung beantragt, weil das Kapital unter 1000 Mark abgesunken war. Da die Gemeinde jedoch die Stiftung im Andenken an den Stifter beibehalten wollte, verfügte die übergeordnete Behörde die Aufhebung. Das Ackergrundstück erhielt 1949 die Gemeinde, später wurde es verkauft. Die ebenfalls ledige Eva Elisabeth Katharina Treiber vom Grenzhof hatte 1909 der Gemeinde testamentarisch 10.000 Mark überlassen, deren Zinsen der Ortsarmen zugute kommen sollte. Vor der Inflation 1923/24 betrug das Guthaben der Elise Treiber-Stiftung 9960 Mark und ging anschließend auf nur noch 1025,99 Mark zurück. Das Grabmal der Sifterin mit einem fast lebensgroßen Engel ist auf dem kleinen Grenzhöfer Friedhof noch zu sehen. Die jährlichen Zinsen wurden - wie damals üblich – von der Gemeindekasse vereinnahmt und zur Deckung verschiedener Kosten für die Ortsarmen verwendet (Hebammenbeitrag, Wohnungszuschüsse, Medikamente u.ä.). Später floss der Betrag ausschließlich dem Winterhilfswerk zu. Nach der Währungsreform im Jahr 1948 war der Grundstock auf 130,30 DM zusammengeschmolzen. Dies führte zum Ende der segensreichen Stiftung.

An dieser Stelle sollte auch die Spende von 1000 Mark von Kommerzienrat Eduard Ferdinand Scipio aus Mannheim zur Unterstützung der Opfer des Großbrandes im Gemeindegässel, der heutigen Scipiostraße, genannt werden. Eine große Hilfe in der Not stellte auch die Quäkerspeisung, besonders für die Schulkinder, nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg dar. Der Fabrikat Wilhelm Treiber (Firma Perl & Treiber) hat am 26. Juli 1969 im Gedenken an seine verstorbene Frau Sofie und aus Anlass seines 70. Geburtstages der Gemeinde eine Wertpapier-Stiftung in Höhe von 21.975,-- DM vermacht, die Sofie und Wilhelm Treiber-Stiftung. Bis zu 75 % des Ertrags (Gesamtertrag 2007: 1.323,10 €) erhalten jährlich nach wie vor die Katholische und Evangelische Kirchengemeinde (jeweils rd. 10 %), der örtliche VDK (rd. 7%) und die Gemeinde (rd. 48 %). Die restlichen 25 % fließen zur Erhaltung bzw. Erhöhung des Grundstocks der Stiftung zu. Der im Jahre 2001 verstorbene Sohn Gerhard hat zusammen mit seiner Frau Friedel in den 80 und 90-iger Jahren anlässlich von Geburtstags-und Familienjubiläen durch beträchtliche Spenden den Grundstock erhöht, so dass die Stiftung Ende 2007 ein stolzes Stiftungskapital von 40.587 € aufweisen kann. Herr Eugen Pfaff hat im Heimatbuch, das anlässlich der 1200-Jahrfeier im Jahr 1971 herausgegeben wurde, die Sachverhalte der Stiftungen erforscht und dargestellt. Um hilfsbedürftigen Bürgerinnen und Bürger in der Gemeinde zu helfen, wurde im Oktober 1983 eine Notgemeinschaft gegründet. Der Gemeinderat stimmte dem entsprechenden Vorschlag von Bürgermeister Werner Weick zu. So entstand die Notgemeinschaft, die sich seither erfolgreich bewährt hat. In den 25 Jahren des Bestehens wurden von Betrieben, Vereinen und Einzelpersonen die stattliche Summe von 202.000 € gespendet. Jährlich um die Weihnachtszeit, aber im Bedarfsfall auch zu anderen Zeiten, wurde und wird in Not geratenen, bedürftigen Personen geholfen. Nicht immer sind es nur Geldbeträge, auch Sachaufwendungen können aus Mitteln der Notgemeinschaft bestritten werden. - Die Gemeindeverwaltung bedankt sich bei allen Spendern für die Großherzigkeit im Interesse einer guten Sache. Jede einzelne Spende hat in den vergangenen 25 Jahren zu dem bemerkenswerten Erfolg der Notgemeinschaft beigetragen und mitgeholfen, viel Not zu lindern. Es mögen auch weiterhin solche Mittel zur Verfügung gestellt werden, denn akute Bedürfnisse und Notlagen, die in der heutigen Zeit nicht weniger geworden sind, gibt es nach wie vor. UK