Plänkschter Badefreuden in früheren Tagen
Als im August 1997 der Sommer nach langer und beschwerlicher Anlaufzeit seinen Höhepunkt erreichte, was die Temperaturen anbelangt, suchten viele in ihrer Freizeit die Bademöglichkeiten der näheren und weiteren Umgebung auf, um so etwas Abkühlung zu erreichen.
Viele Gemeinden haben in den vergangenen Jahrzehnten große Anstrengungen unternommen, um nicht nur die eigene Bevölkerung sondern darüber hinaus auch noch die Bewohner der umliegenden Gemeinden in ihre Bäder zu locken. In einer stillen Stunde bei geruhsamen Bade in einem der modernen Freizeitbäder fragt man sich vielleicht heute, wie es das wohl früher war, als es diese vielfältigen Möglichkeiten noch nicht gab.
Waren die Bedürfnisse der Menschen anders oder hatte man einfach nicht die Zeit für solche Freuden?
Als im Februar 1968 die Turn- und Schwimmhalle bei der Friedrichschule ihrer Bestimmung übergeben wurde, machte sich im Rahmen der Berichterstattung über dieses bedeutsame Ereignis Eugen Pfaff so seine Gedanken hinsichtlich des Schwimmbedürfnisses der Plänkschter.
"Vor dem Zweiten Weltkrieg suchte man zu diesem Zweck hauptsächlich den Rhein bei Ketsch oder Rohrhof und den „Herrenteich“ zum Baden auf. Mit Fahrrädern ausgestattet, scheute man nicht den weiten Anmarschweg, um sich im kühlen Naß zu tummeln. Auch die Gestade des Neckars reizten damals noch eher zu einem erfrischenden Bad. Für die Kinder war dagegen das Schwetzinger „Heringsbad“ ein wahres Eldorado. Manche nahmen aber auch mit der etwas trüben Brühe der „Bellen“ (eine alte Kiesgrube zwischen Eppelheim, Plankstadt und der späteren Patrick-Henry-Village gelegen) vorlieb. Dort hatte das Baden allerdings einen etwas mehr abenteuerlichen Charakter. Als dann nach dem Kriege das neue Schwetzinger Schwimmbad eröffnet wurde, war es sehr stark mit Plankstädtern frequentiert. Ein kleines Beispiel gab ein Eisenbahner, wenn auch übertrieben. Beim Verlassen des Bades traf er einen anderen Plankstädter. Dieser frug ihn: „Na, wie ist’s heut‘?“ Kurz besonnen sagte der Eisenbahner: „Wie entlang der Bahnlinie: L.P.“. (Gemeint waren die L.P.-Schilder an unbewachten Bahnübergängen mit der Anweisung an das Fahrpersonal = Läuten, Pfeifen.) Etwas verständnislos kam die Gegenfrage: „L.P.?“ Schmunzelnd wurde ihm erwidert: „Lauter Plänkschter“.
Baden „Anno dazumal .....“
Aber auch in früherer Zeit nutzte man manche Gelegenheit zum Baden. Offenbar war die alte Kiesgrube an der Schwetzinger Landstraße (zwischen dem später entstandenen Zeitze-Loch und Landstraße, gegenüber der Einmündung der Hebelstraße, dort, wo später Adam Wiest sein Baugeschäft hatte) ein beliebter Badeplatz. Am 30. Juni 1876 hat dann der Gemeinderat das Baden in den hiesigen Gewässern verboten. Vornehmlich meinte er damit diese alte Kiesgrube. Sie lag an einer Straße mit „starkem“ Verkehr – was immer man damals darunter verstand!. Aus diesem Grunde fand man es etwas anstößig, wenn sich dort „Halbnackte“ sehen ließen.
Die bedeutendste Rolle für die Badelustigen spielte indessen die „Keesgrieb“. Kein Geringerer als der erste Plankstädter Ehrenbürger, Dr. Paul Bönner, regte die Schaffung eines Schwimmbades an. Ja, er stellte sogar Antrag bei der Gemeinde, eine Schwimmanstalt errichten zu dürfen.
Im Februar und April 1908 gab er als Begründung für sein Vorhaben an: „Im Laufe des Sommers wird die Keesgrieb ihr Dasein beschließen und so wird der Badeplatz der Schuljugend auf ewig von der Bildfläche verschwinden. War daselbst das Wasser auch nicht sehr appetitlich, so erfüllte es doch seinen Zweck, indem es reinigend, belebend, abhärtend und regulierend wirkte.“ Dr.Bönner konnte mit seinem Ansinnen allerdings nicht durchdringen.
„Wonnebäder“ erhitzen Gemüter
Eine amüsante Kontroverse unter zwei Einwohnergruppen gab es im Zusammenhang mit der Einrichtung des Volksbades (Wannen- und Brausebäder) in der Friedrichschule, das am 16. Januar 1925 eröffnet wurde. Nebenbei bemerkt war dieses Bad damals mittwochs und freitags für Frauen und donnerstags und samstags für Männer jeweils in der Zeit von 9 – 12 und 14 – 19 Uhr geöffnet und kam bei der Bevölkerung in einer Zeit, in der die wenigstens Häuser über ein Badezimmer verfügten, gut an. Im Jahr 1949 – nach der Wiedereröffnung nach dem Krieg - lesen wir dazu eine Zeitungsnotiz von Werner Weick: "Seit der Wiedereröffung im Oktober 1948 wurden 5500 Bäder abgegeben; pro Woche 124 Bäder oder: 1,7% der Plankstädter Bevölkerung badet wöchentlich im Volksbad. Prozentual ist die Männerwelt um 8% badefreudiger (reinigungsbedürftiger ?) als die Frauen."
Wer erinnert sich von den früheren Benutzern des Volksbades nicht an die Gerüche, die einem schon an der Eingangstür der Schule auf der Hofseite entgegenschlugen: feuchtwarmer Dampf, von Fichtennadelaroma durchzogen! Denn das war ja der absolute Luxus und die Krönung des Badevergnügens: für 10 Pf vom Hausmeister eine Fichtennadeltablette gekauft und diese sprudelnd im Badewasser aufgelöst, welche Wonne! Es gab sogar Genießer unter den Badenden: einer – dem Verfasser selbst noch persönlich bekannt – zahlte den doppelten Preis und durfte dafür seinen Astralkörper – wie er ihn selbst bezeichnete – doppelt so lange in der Wanne räkeln!
Und wie reinigten sich die anderen? Auch hier werden sich die älteren unter uns gut an die Samstagnachmittage daheim erinnern, wenn große Mengen Wasser auf dem Herd gekocht wurden und die Familie – die Kinder voran – "in der Brenk" in der Küche abgeschrubbt wurde. Fortschrittliche, die schon über eine Waschküche (meist im Hof) verfügten, hatten vielleicht schon eine große Zinkwanne angeschafft, für die das Wasser im Waschkessel heiß gemacht wurde und die ganz Glücklichen, die bereits über ein Badezimmer verfügten, mußten immerhin noch kräftig mit Holz und Kohlen einheizen. In jedem Fall aber war das wöchentliche Familienbad daheim immer mit Arbeit verbunden. Wer sich diese Mühe nicht machen wollte, mußte in das Volksbad in der Friedrichschule oder ins Wannenbad beim Schwarze-Fritz im Waldpfad ausweichen.
Eine Einwohnergruppe dankte in einem öffentlichen Brief, der in der damaligen „Plankstädter Zeitung“ als Leserzuschrift erschien, dem Gemeinderat für diese „wohltätige Einrichtung“. In dieser Schrift hieß es weiter: „Nun kommen die schönen warmen Sommertage, und wie würde sich unsere Jugend bzw. Alt und Jung freuen, wenn in hiesiger Gemeinde eine Anlage vorhanden wäre, wo man seinen Körper von der Sonne bestrahlen lassen könnte. Gibt es denn für unseren Körper, der doch Tag für Tag in Kleidern eingehüllt ist, etwas Besseres wie Licht, Luft und Sonne?
Diese Gruppe wandte sich um Befürwortung an die Ärzte, die Gesundheitsvereine und an das Schulrektorat, und es wurde weiter ausgeführt: „Eventuell könnte man doch bei dieser Gelegenheit gleichzeitig eine kleine Schwimmanlage mit einrichten?“
Postwendend kam die Antwort von einer anderen Gruppe, die den Gedanken an „Licht- und Wonnebäder“, wie sie es nannten, scharf kritisierte. Es wurde den Einsendern empfohlen, sich nach Feierabend der Feldarbeit zu widmen, sicher wollten jedoch diese „Sonnenbedürftigen von den Sonnenstrahlen und der guten Luft auf dem Felde nichts wissen.“ Der mit der Unterschrift: „Die überwiegende Mehrheit der hiesigen Einwohnerschaft“ unterzeichnete Artikel schloß: „Wir halten es für selbstverständlich, daß der Gemeinderat für die Umlagegelder (die mehreren Sonnenbedürftigen, Jung und Alt, zahlen wohl keine) bessere Verwendung hat.“ Wiederum kam von der Gegenseite eine prompte Antwort. Man meinte, unter den Gegnern müsse ein richtiger „Dr.Eisenbarth“ sein, „da Feldarbeit als Heilmittel für den kranken Körper“ empfohlen werde. Weiter wird geschrieben: „Wer aber die Sonnenbäder als „Wonnebäder“ betrachtet, hat Hintergedanken und dem ist durch nichts zu helfen als durch – Feldarbeit, besonders durch Kartoffelbau.“
Erster Anlauf ...
1938 machte man dann einen ersten Anlauf zur Verwirklichung eines Schwimmbades, das bei den Sportplätzen entstehen sollte. Es standen damals drei Vorschläge zur Debatte und in einem ausgearbeiteten Vorentwurf waren die Kosten mit 105.000 Mark errechnet. Die geplante Anlage umfaßte Schwimmer-, Nichtschwimmer- und Planschbecken und war in einer sehr gefälligen und auch nach heutigen Gesichtspunkten noch durchaus modernen Auffassung projektiert. Die Pläne waren soweit gediehen, daß einem Baubeginn eigentlich nichts im Wege gestanden hätte. Im Juni 1939 liebäugelte man aber dann doch mit einem Hallenschwimmbad, das für 150 Badegäste gedacht war. Der beginnende Zweite Weltkrieg machte diese Pläne dann zunichte." Soweit aus den verschiedenen Aufzeichnungen von Eugen Pfaff.
Noch ein Freischwimmbad ?
Noch im Jahr 1968 sind die Gedanken an ein weiteres Freischwimmbad neben dem Schwetzinger Freibad längst nicht vom Tisch. „Das Baden im Freien hat einen ganz anderen Charakter“, schreibt Eugen Pfaff dazu. „Im zehnjährigen Aufgabenplan der Gemeinde ist die Errichtung eines Freischwimmbades vorgesehen. Die Gemeinde ist in der glücklichen Lage, über das entsprechende Gelände verfügen zu können. Das frühere Allmendland, das fast den ganzen nördlichen Gemarkungsteil umschloß, war schon immer die Nutzreserve für das Dorf. Im Laufe der Jahrhunderte diente es als Viehweide, der Streunutzung, man gewann Brand- und Bauholz, später wurde es zu Ackerland umgewandelt und heute kann es vielfältigen kommunalen Bedürfnissen dienen.“
Soweit aus den Unterlagen von Eugen Pfaff. Immerhin sind im Gemeindearchiv noch mehrere Akten mit Vorschlägen und Plänen für das Plankstädter Schwimmbad zu finden, was die Ernsthaftigkeit der Pläne deutlich unterstreicht. Zu Beginn der 60er Jahre stand die Gemeinde unmittelbar vor dem Bau, nur die Tatsache, daß die Zuschusszusage ausblieb, ließ den Gemeinderat zunächst zugunsten der Turnhalle bei der Friedrichschule entscheiden.
Eine erneute Diskussion flammte auf, als die Renovierung des Schwetzinger Bades im Jahr 1975 anstand und der Bau eines Hallenbades unter Beteiligung aller drei Gemeinden diskutiert wurde, und in den Gemeinderäten in Oftersheim und Plankstadt heftig um die Kostenbeteiligungen gerungen wurde.
Als sich der Plankstädter Gemeinderat gegen die Beteiligung aussprach und bekannt wurde, daß immer noch mit dem Gedanken eines eigenen Bades im Rahmen eines neu anzulegenden Sport- und Freizeitzentrums geliebäugelt wurde, gab es in den Nachbargemeinden nicht nur wohlmeinende Stimmen über die 'sturen' Plänkschter; sogar die Straßenbahngeschichte "Mea hewwä Gail ..." mit ihrer fälschlichen Auslegung der Fortschrittsfeindlichkeit mußte wieder herhalten.
Nach vielen Diskussionen entschied sich der Gemeinderat dann doch für den Bau einer Mehrzweckhalle ohne jedoch die Schwimmbadpläne ganz aus den Augen zu verlieren. Die Freunde des Schwimmbadbaus wollten ihre Pläne nur aufgeschoben, nicht aber aufgehoben wissen.
Dabei ist man heute eher geneigt zu sagen, daß die Gemeinde gerade noch am finanziellen Desaster vorbeigeschrammt ist, denn aus heutiger Sicht gewinnt die Sache ein völlig anderes Bild: betrachtet man die enormen Probleme, welche die Nachbargemeinden mit ihren Frei- und Hallenbädern haben, so dürften sich die Verantwortlichen heute eher glücklich schätzen, daß die alten Wünsche nicht Wirklichkeit geworden sind. Der Unterhalt der Bäder stellt die meisten Gemeinden vor nahezu unlösbare finanzielle Probleme. Das Freizeitverhalten der Menschen hat sich grundlegend gewandelt: reine Erfrischung oder Körperertüchtigung ist zweitrangig geworden: die Spaß- und Freizeitbäder mit ihren breit gefächerten Angeboten für alle Altersgruppen beweisen es. Die Menschen sind mobiler geworden, das Freizeitvergnügen muß nicht mehr in erster Linie am Ort selbst gesucht werden und schließlich weisen die gestiegenen Ansprüche der potentiellen Besucher in eine andere Richtung: gemeinsames Handeln und gemeinsam finanzierte Angebote der Nachbargemeinden ist heute weitaus mehr gefragt.
(Verfasser: Ulrich Kobelke)