​250 Jahre evangelische Kirche Plankstadt

Innenbereich der Ev. Kirche

Im vergangenen Heimatbrief konnte ich vom 100-jährigen Jubiläum der katholischen Pfarrkirche St. Nikolaus berichten, in diesem Jahr ist es nun die evangelische Kirchengemeinde, die das 250-jährige Jubiläum ihrer Kirche feiern konnte.Zurückblickend sind 250 Jahre ein langer Zeitraum und die wenigsten von uns können sich Menschen und Zeit dieses Geschichtsabschnitts vorstellen.

Was war das für eine Zeit damals, als an der Universität Halle die erste Frau promovierte, der französische König Ludwig XVI. und der württembergische König Friedrich I. geboren wurden und das Barockschloss Bruchsal als Residenz des Speyerer Fürstbischofs Damian Hugo von Schönborn fertig gestellt wurde ? Unter welchen Bedingungen und wovon die Menschen damals lebten, hatte Gemeindediakonin Irmgard Kreiselmeier in zwei Vorträgen akribisch recherchiert und Hans-Jürgen Stumpf hatte über die medizinische Versorgung der damaligen Bevölkerung berichtet.

Die Geschichte der Plankstadter evangelischen Kirchengemeinde beginnt mit der Einführung der Reformation durch den Heidelberger Kurfürsten Ottheinrich zwischen 1556 und 1560. Die Zeiten waren wirr und der Augsburger Religionsfriede von 1555 erbrachte zwar eine Regelung, die kriegerischen Auseinandersetzungen einen Riegel vorschob, so ganz friedlich ging es aber danach auch nicht zu. Die Regelung „Cuius regio, eius religio“ ( = „Wessen das Land, dessen der Glaube“ oder auch „Wer die Macht hat, bestimmt die Religion“) zwang allein die Einwohner Plankstadts zum fünfmaligen Wechsel ihrer Konfession.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) wurde die evangelische Pfarrei in Plankstadt aufgehoben und zu einer Schwetzinger Filiale gemacht. Durch die Religionsdeklaration des katholischen Kurfürsten Johann Wilhelm („Jan Wellem“) von 1705 wurde die Plankstadter Kirche als Simultankirche den Reformierten, der Lutheranern und den Katholiken zugewiesen, wobei alle drei Gemeinden Filialgemeinden von Schwetzingen waren. Erst 1834 wurde in Plankstadt wieder eine selbständige evangelische Pfarrei eingerichtet, die nach erneuter Aufhebung dann endgültig im Jahre 1838 durch den badischen Großherzog bestätigt wurde. Seither gibt es in Plankstadt eine eigene Pfarrstelle.

Aus alten Akten ist zu entnehmen, dass es bereits im Jahre 1257 in Plankstadt eine Kirche gab, die etwa am gleichen Platz stand wie die heutige evangelische Kirche. Diese Kirche war dem heiligen Nikolaus geweiht. Aus Beschreibungen wissen wir, dass immer wieder über bauliche Mängel, ja sogar über Baufälligkeit geklagt wurde. In den Jahren 1660/1662 wurde das marode Kirchendach sowie zahlreiche Mängel im Innern der Kirche angesprochen. Es scheint auch weder eine Kanzel noch Kirchengestühl gegeben zu haben. Im Jahre 1685 war eine 251 Pfund schwere Glocke angeschafft worden, die während des Pfälzischen Erbfolgekriegs durch Vergraben „an einem verwilderten Orth“ vor den Franzosen gerettet werden konnte; 1799 jedoch zersprang beim erneuten Franzoseneinfall diese Glocke, die 114 Jahre lang für Katholiken und Protestanten Kunde getan hatte. Zwar wurden die mehrfach monierten Gebäudeschäden in den Jahren 1704/1705 repariert, jedoch richteten 1733 und 1734 Stürme an Turm und Langhaus der Kirche erneut schwere Schäden an. Im Jahre 1752 wurde dann schließlich der Entschluss gefasst, die alte baufällige Kirche abzubrechen und ein neues Gotteshaus zu errichten.

Das Jubiläum

Am eigentlichen Festwochenende, am 27. / 28. November 2004 fanden die Feiern ihren Höhepunkt mit einem historischen Festvortrag des Heidelberger Historikers Prof. Dr. Jürgen Miethke, an der Orgel festlich umrahmt durch Bezirkskantor Detlev Helmer. Im Festgottesdienst am 1. Advent hielt Prälatin Ruth Horstmann-Speer die Predigt. Zu den Jubiläumsfeierlichkeiten zählten auch die Konzerte des Kraichgauer Bläserkreises und des Vokalensembles und Orchesters des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums Eppelheim. Wie immer zu großen Jubiläen hatte der Heimat- und Kulturkreis der Kirchengemeinde eine ansprechende Ausstellung im Gemeindezentrum gewidmet und die Kirchengemeinde selbst dokumentierte die jüngste Kirchenrenovierung mit einer umfassenden Photoausstellung im Gemeindehaus.

Im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten sorgten die Chöre des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums Eppelheim mit seinem Initiator und Dirigenten Dr. Ralf Schnitzer für einen weiteren Höhepunkt mit seinem vorweihnachtlichen Festkonzert zum 2. Advent. Von Gregorianik über Prätorius zu Mendelssohn-Bartholdy, von Purcell über Bach zu Spirituals der Baptist-Church reichte die Palette des vielseitigen Chores und seines Spiritus rector. Roman Kusch an der Orgel und Gerda Pullig als Klang-Baumeisterin taten ein übriges, um das Konzert zu einem unvergesslichen Erlebnis für die Besucher werden zu lassen. 

Mit einem Konzert des Chores „Fine Artists“ unter ihrem Dirigenten Richard Geppert vor einem begeisterten Publikum klang das Jubiläumsjahr für die Kirchengemeinde aus.

Chronologischer Abriss der Geschichte der Plankstadter evangelischen Kirchengemeinde

1565 - Kurfürst Ottheinrich führt die Reformation in der Kurpfalz ein
1753 - Abriss der alten – ursprünglich katholischen – St. Nikolaus-Kirche und Bau eines neuen Langhauses an der Stelle der alten Kirche.
1753 - 10. September: Fertigstellung der Kirche
1767 - Einbau der Empore
1838 - PlankstadtPlankstadt wird durch Erlass des badischen Großherzogs selbständige evangelische Pfarrei
1842 - SchließunSchließung des alten Friedhofs bei der Kirche und Anlage des neuen Friedhofs am Grenzhöfer Weg (10 Jahre später wurde der alte Friedhof eingeebnet und als Gras- und Obstgarten verwendet.)
1883 - Bau des Pfarrhauses (heute Altenbegegnungsstätte der Gemeinde, Schwetzinger Str. 37)
1889 - Einbau einer Orgel
1925 - Neubau des Gemeindehauses
1950 - Vier neue Glocken (zusammen mit den neuen Glocken der katholischen Kirche)
1956 - Innenrenovation der Kirche (Verlängerung des Langhauses, Anbau einer Sakristei). Dadurch Erhöhung der Sitzplätze auf 450.
1957 - Erste Innenrenovierung des Gemeindehauses
1977 - Einbau der neuen Orgel
1981 - Bau des Bau des neuen Pfarrhauses neben der Kirche (Bezug: April 1982)
1984 - Renovation des Gemeindehauses
1988 - Erweiterung des Kindergartens eingeweiht
1995 - Ausbau der Dachgeschosswohnungen im Gemeindehaus
2003 - Grundrelegende Innenrenovation der Kirche

Der Kirchengemeinderat im Jubiläumsjahr 2005:

Pfarrerin Annemarie Steinebrunner
Doll, Heidemarie, Stellvertr. Vorsitzende
Herold, Ute
Kolb, Hans
Kreiselmeier, Irmgard
Schuhmacher, Ute
Schmeckenbecher, Ina
Stumpf, Hans-Jürgen
Zippel, Elke

Die evangelischen Pfarrer seit 100 Jahren:

1899 – 1926 - Heinrich Heinzerling
1926 – 1931 - Hermann Hassler
1931 – 1954 - Gustav Friedrich Brand
1954 – 1973 - Hermann Schwarz
1973 – 1979 - Fritz Herrtwich
1980 – 1985 - Dr. Dieter Sänger
1985 – 1997 - Johannes Lundbeck
seit 1999 - Annemarie Steinebrunner
(Quelle: Heimatbrief 2005)