Vor 140 Jahren geboren: Ehrenbürger Josef Fleuchaus

Josef Fleuchaus

Es ist hinlänglich bekannt, dass in schnelllebigen Zeiten so manches Wissen schnell verloren geht, wenn nicht öfter mal darauf verwiesen wird.
So erleben die Anwohner der Josef-Fleuchaus-Straße immer wieder, dass es für viele nicht mehr möglich ist, den Namen des verdienten Plankstadter Ehrenbürgers orthographisch richtig zu schreiben, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass oft schon in Vergessenheit geraten ist, wer dieser Mann eigentlich war.

Josef Fleuchaus wurde am 27. Januar 1879 in Lauda geboren und kam im Jahre 1901 als Unterlehrer nach Plankstadt. Zum Hauptlehrer und Schulleiter von Waldstetten bei Buchen wurde er 1905 ernannt. Schon 1912 zog es ihn nach Plankstadt zurück, als eine Hauptlehrerstelle hier ausgeschrieben war. Am 1. Juni 1924 wurde er zum Rektor der Volksschule Plankstadt ernannt. Die politischen Verhältnisse zwangen den katholischen Zentrumsmann nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, ab 1934 auf das Rektorenamt in Plankstadt zu verzichten und in Schwetzingen als Hauptlehrer zu unterrichten. Unmittelbar nach Kriegsende 1945 kehrte er jedoch als Rektor an die Plankstadter Schule zurück und baute unter schwierigen Verhältnissen das Schulwesen in Plankstadt wieder auf. Mit über 69 Jahren (!) trat er 1948 in den wohlverdienten Ruhestand. Josef Fleuchaus war eine im ganzen Kreis geachtete Lehrerpersönlichkeit, dem die Schüler nicht nur eine solide Grundbildung verdankten, sondern der sich auch im besonderen Maße um die Begabtenförderung verdient gemacht hatte.

40 Jahre Lehrtätigkeit in der Gemeinde
Eine besondere Ehrung wurde ihm bei seiner Pensionierung im Jahre 1948 zuteil: Er konnte sein 50-jähriges Dienstjubiläum begehen und gleichzeitig auf 40 Jahre Lehrertätigkeit in Plankstadt zurückblicken. Oberregierungsrat Köbele aus Karlsruhe, Kreisschulrat Stockert, Landrat Dr. Valentin Gaa, Bürgermeister Baust sowie Hauptlehrer Emil Knopf ehrten in würdigen Worten den Jubilar anlässlich dieser seltenen Jubiläen. Den musikalischen Teil der Feier im Adler-Saal bestritt Dr. Eugen Knopf.

Unvergessen geblieben ist seine Aufbauleistung nach dem Zweiten Weltkrieg im Bereich des Plankstadter Schulwesens sowohl in organisatorischer als auch in technischer Hinsicht. War das Schulhaus gegen Ende des Krieges als Lazarett eingerichtet, so war es nach Kriegsende von den Besatzungstruppen beschlagnahmt und nach der Freigabe in einem beklagenswerten Zustand.

Aktiver Kommunalpolitiker
Als aktiver Kommunalpolitiker gehörte Fleuchaus von 1919 bis 1933 der Zentrumsfraktion des Gemeinderats an und hier war es seine ausgleichende Persönlichkeit, die ihm die Achtung und Wertschätzung aller einbrachte. Seiner Initiative war es mit zu verdanken, dass in den zwanziger Jahren das Sportplatzgelände an heutiger Stelle angelegt wurde. Von 1919 bis 1938 umrahmte er zudem als Organist die Gottesdienste der katholischen Pfarrgemeinde.

Anläßlich seines 80. Geburtstages im Jahre 1959 beschloß der Gemeinderat, ihm für seine Verdienste die Ehrenbürgerschaft zu verleihen. Im Rahmen der Schulentlassfeier im evangelischen Gemeindehaus im März 1959 wurde ihm die Ehrenbürgerurkunde von Bürgermeister Georg Baust überreicht. Seine vielfältigen Verdienste wurden von seinem Nachfolger, Rektor Ludwig Grimm und Bürgermeister Baust gewürdigt; musikalisch umrahmt wurde die Feier durch Gesangsbeiträge von Oberlehrer Walter Wehn, begleitet von Frau Jasper am Klavier.

Nicht allzu lange durfte sich der Geehrte seiner Ehrenbürgerschaft erfreuen; am 31. März 1962 verstarb er im Alter von 83 Jahren. Wenige Tage nach seinem Tod beschloss der Gemeinderat am 9. April 1962, im Neubaugebiet Sandgarten eine Straße nach ihm zu benennen. Kam Josef Fleuchaus auch aus einer Eisenbahnerfamilie, so kann man ihn doch als Begründer einer Lehrerdynastie bezeichnen: seine Tochter Else Fertig und sein Schwiegersohn Rektor Berthold Fertig sind aus der hiesigen Schul- und Ortsgeschichte gar nicht wegzudenken und auch seine Enkel sind in seine Fußstapfen getreten und haben den Lehrerberuf gewählt. 

UK (Foto: Gemeindearchiv)