Wildes Bunt statt öffentlichem Grün: In Plankstadt werden naturnahe Flächen angelegt

Plankstadt ist Pilotkommune

Viele Menschen setzen Pflanzen in die Erde
Unter anderen setzen hier Mitglieder der Lokalen Agenda Plankstadt hitzeresistente Pflanzen  © NABU, Katja Wörner

Schaufeln, Rechen und Zwiebelstecker sind das Lehrmaterial bei „Natur nah dran“. Gemeinsam mit rund 30 Mitarbeitenden aus Ettlingen, Filderstadt, Hambrücken, Hüfingen, Hüttisheim und Offenburg fand die erste Schulung und eine Pflanzaktion statt. Auch die Lokale Agenda um Walter Etzler und Winfried Wolf war bei dem Arbeitseinsatz stark vertreten. In anderen Städten und Gemeinden hat der Bauhof von Plankstadt am Dienstag, 23. September, mehrere öffentliche Grünflächen mit Wildpflanzen bestückt. Das ist der Grundstein für Lebensräume für Insekten, Reptilien und Vögel, die mit dem NABU-Projekt „Natur nah dran“ bis Mitte 2026 angelegt werden. Plankstadt ist eine von zwei Demonstrationskommunen: Exemplarisch werden hier Schulungen für sieben weitere Kommunen durchgeführt. Bürgermeister Nils Drescher begrüßte die Teilnehmenden und freute sich auf das Projekt: „‚Natur nah dran‘ ist für uns eine tolle Gelegenheit, neue Methoden kennenzulernen, wie Grünflächen zukunftsfähig gestaltet werden können. Wir freuen uns, dass die anderen Kommunen bei uns zu Gast sind und wir gemeinsam die Flächen bearbeiten.“ Auf lange Sicht sollen so attraktive Flächen für die Erholung der Menschen geschaffen werden, die zeitgleich auch Lebensräume für Tiere und Pflanzen sichern. Finanziell und personell behalte man den Aufwand im Blick und leiste dennoch einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt. Naturnah gestaltete Flächen regulierten sich nahezu selbstständig, was im Pflegeaufwand den Bauhof entlaste, so Drescher. 

Erleben der Vielfalt

Zehn Personen tragen Arbeitskleidung und hören einer Frau zu, die etwas erklärt
Dr. Eva Distler (links) erläutert an einer Pflanzstelle, welche Pflanzen gesetzt werden © NABU, Katja Wörner

„Die Menschen hier dürfen sich auf mehr Summen und Brummen mitten in ihrer Nachbarschaft freuen. Es profitieren aber nicht nur Bienen und Schmetterlinge – sondern die naturnahen Flächen laden Jung und Alt zum Verweilen, Staunen und Erleben ein“, schwärmt NABU-Projektleiter Martin Klatt. „Beobachten lohnt sich, denn die Flächen verändern sich ständig. In den ersten Monaten sehen sie noch karg aus. Aber schon im Frühjahr zeigen sich die ersten Blüten und mit ihnen die summenden Blütenbesucher. Wenn die ersten Frühblüher aufgehen, profitiert zum Beispiel die Mauerbiene“, beschreibt Klatt die Entwicklung. Unter Anleitung der Naturgartenfachplanerin Dr. Eva Distler lernten die Teilnehmenden verschiedene Anlagemethoden kennen. Dabei kommt es vor allem auf die Vorbereitung des Bodens an. „Je magerer der Boden, desto bunter, also artenreicher“, so Distler. „Außerdem wollen wir keine Samen oder Wurzelstücke von wuchernden Arten im Boden, die nachher die gewünschten Pflanzen verdrängen.“ An einigen Standorten wird der Boden deshalb durch Schotter und Kompost ausgetauscht. Das gibt zunächst ein trostloses Bild ab. Naturgartenplanerin Distler wirbt für Geduld: „Die neuen Flächen sind nicht mit den verrufenen Schottergärten zu verwechseln, auch wenn sie aktuell so ähnlich aussehen. In einigen Monaten verwandeln sie sich zu Nahrungsquellen für Insekten.“ 

Rübäcker und Kreisel

Zwei Männer sprechen, auf einer Leinwand ist eine Blüte mit einer Hummel zu sehen
Bürgermeister Nils Drescher (links) und Projektleiter Martin Klatt (NABU, rechts) erläutern Inhalte der Pflanzaktion und ihre Auswirkungen © Gemeinde, Sabine Zeuner

Im Mittelpunkt der Schulung in Plankstadt standen neben Flächen im Rübäcker auch einige Flächen am Kreisverkehr in der Schwetzinger Straße. Dort wurde der Boden streifenweise gefräst und eingesät, sodass sich die Wildpflanzen nach und nach über die gesamte Fläche ausbreiten. Im Laufe der nächsten Monate werden noch weitere Standorte entsiegelt und umgestaltet. Plankstadt ist eine von 15 Städten und Gemeinden, die dieses Jahr ins NABU-Programm „Natur nah dran“ aufgenommen wurden. Die Förderung umfasst neben finanzieller Unterstützung auch Schulungen für kommunale Angestellte. 

Hintergrund:

Zwei Männer halten ein Plakat auf dem eine Blüte mit einer Hummel zu sehen ist
Optimismus von hinten gelesen heißt: "Sumsi mit Po" - Bürgermeister Nils Drescher und Projektleiter Martin Klatt (NABU) © NABU

Das Kooperationsprojekt „Natur nah dran“ von NABU und Land wird gefördert durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg. Ziel ist es, Städte und Gemeinden mit Rat und Tat dabei zu unterstützen, Grünflächen im Sinne der Biodiversität umzugestalten. Seit 2016 wandelten 121 Kommunen fast 300.000 Quadratmeter naturnah um.
Noch bis 31. Dezember 2025 können sich Städte und Gemeinden für die Förderperiode 2026/2027 bewerben.