Der Blumepeter wird 150 Jahre alt
Geburtstagskaffee am Samstag, 5. April 2025, 14-16 Uhr im Trausaal
Plankstadt erinnert heuer gerne an den 150. Geburtstag des Plänkschders Peter Schäfer am 5. April 2025, der – in Plankstadt im Waldpfad 67 im Jahr 1875 als uneheliches Kind geboren - nach dem Umzug seiner Familie 1891 später in Mannheim als Blumepeter lokale Berühmtheit erlangte und bis heute im Blumepeter-Fest und im kleinen Denkmal auf den Kapuzinerplanken fortlebt.
Auch in Plankstadt wurde im Blumepeter-Denkmal an der Ecke Schwetzinger Straße/Waldpfad eine bleibende Erinnerung geschaffen, an deren Realisierung Gemeindearchivar Ulrich Kobelke über zwei Jahrzehnte arbeitete, um in Bürgermeister Nils Drescher dann einen entscheidenden Mitstreiter zu finden, damit der Rat der Gemeinde das Projekt dann schließlich im Jahr 2024 beschloss. Bildhauer- und Steinmetzmeister Ralph Eschelbach und sein Steinmetz Daniel Karrer schufen schließlich das Denkmal in seiner jetzigen Form.
Da steht er nun und schaut von seinem Platz auf sein Geburtshaus im nahen Waldpfad, das die Gemeinde 2022 erworben hat. Besonders erfreulich ist es, wenn seine Freunde das Jahr über mal öfter Blumen an sein Denkmal stellen. Und in diesem Zusammenhang ist auch völlig unverständlich, dass beim Denkmal immer wieder verbotenerweise Sperrmüll abgelagert wird – aufmerksame Nachbarn sollten hier mal ein wachsames Auge darauf haben!
Am 17. Juni des letzten Jahres war es dann soweit und in einer kleinen Feierstunde wurde das Denkmal im Beisein zahlreicher Ehrengäste eingeweiht. Dazu gehörten neben Dekan Uwe Lüttinger, der einen Segensgruß sprach, Buchautor Eberhard Reuss, der die Lebensgeschichte akribisch erforscht hat, Landtagsvizepräsident Daniel Born und der Landtagsabgeordnete Andreas Sturm sowie auch Bloomaul-Ordensträger Hans-Peter Schwöbel. Zahlreiche Freunde des Blumepeters aus Plankstadt und der näheren und weiteren Umgebung hatten sich dazu eingefunden und Bürgermeister Nils Drescher freute sich über die neue Akzeptanz des gebürtigen Plänkschters. Dass sich keiner der eingeladenen Blumepeter-Freunde aus Mannheim oder der Stadt Mannheim für das Ereignis interessierte, war zwar merkwürdig, könnte aber damit zusammenhängen, dass man seitens der Stadt Mannheim nicht gerne sah, dass der kleine Kerl auch anderweitig zu Ehren kommen könnte.
85 Jahre nach seinem Tod
Natürlich ist 150 Jahre nach seiner Geburt und 85 Jahre nach seinem Tod die Erinnerung an den Peter bei weitem nicht mehr so präsent wie noch etwa um die letzte Jahrhundertmitte, wo in jeder feiernden Gruppe jeglichen Alters und in jeder Schulklasse die Blumepeter-Witze kursierten – von denen ja wahrscheinlich alle frei erfunden waren, denn der Peter galt zwar schon als schlagfertig, war aber alles andere als witzig. „Er ist ein Symbol für aufrechte, clevere Kurpfälzer, die trotz mancher Handicaps mit allen Dingen und der Welt zurande kommen und schlagfertig antworten, also Mannheimer "Bloomäuler" (Blaumäuler) sind.“ (Zitat Eberhard Reuss)
Aber es gibt einen anderen und für uns heute viel wichtigeren Grund, die Erinnerung an den Blumepeter aufrecht zu erhalten. Wie ist es um uns heutige Menschen eigentlich bestellt, wenn‘s darum geht, behinderte Menschen in unsere Gesellschaft zu integrieren und sie – wie in Mannheim geschehen - nicht als „dummen August“ bei der Fastnacht oder öffentlichen Veranstaltungen vorzuführen?

Für die ehemalige Plankstädter Lehrerin Angelika Zöbeley ist es ein großes Bedürfnis, den Blumepeter besonders als benachteiligten behinderten Menschen zu sehen, der zu seiner Zeit und in seiner Umgebung zu einer stark diskriminierten Gruppe gehörte und über die man sich damals höchstens lustig machte und keinesfalls in die Gesellschaft integrierte. Die gemeinsame Erinnerung an solche Ereignisse birgt viel gemeinsames Lernen übereinander und was vor fast 100 Jahren dann daraus wurde, wissen wir aus der Euthanasie-Geschichte des Nationalsozialismus heute nur zu gut.
Und wenn wir uns in der Gesellschaft heute umschauen, dürfen wir uns oft fragen, ob die Menschheit aus dieser grauenvollen Vergangenheit eigentlich wirklich etwas gelernt hat. Dem vorzubeugen ist ihr ein großes Anliegen. Am besten gelingt das wohl, wenn man in frühester Kindheit diesen Lernprozess initiiert,
Für die Arbeit mit Kindern hat sie zum Thema ein kleines Büchlein mit selbst gestalteten Bildern zusammengestellt, mit dem Kinder im Grundschulalter sensibilisiert werden können, den Blumepeter als Beispiel für die Missachtung von Menschen mit Behinderung zu sehen. Weitere Beispiele ihres uneigennützigen Engagements für die kurpfälzische Wahlheimat der gebürtigen Rheinhessin sind ein kindgerechter Führer durch Schwetzingen und besonders angetan hat es ihr Kurfürst Carl Theodor, den sie Kindern anläßlich seines 300. Geburtstags in Eigeninitiative in wohltuend kindgerechter Weise durch ein selbst gestaltetes Memory-Spiel und einen Erzählnachmittag in der Bücherei Plankstadt nahebrachte.
In der jüngeren Lehrerschaft und natürlich auch in jungen Familien und ihren Kindern spielt der Blumepeter heute überhaupt keine Rolle mehr, ja, die meisten werden wohl nicht mal mit dem Namen etwas anzufangen wissen. Deshalb kann man darüber schon nachdenken, ob eine Erinnerung an die lokale Figur auch in Schulen bei den Kindern angebracht wäre, über diese Art von Diskriminierung zu erzählen, denn auch heute haben die Kinder behinderte Klassen- und Spielkameraden, denen die Integration oft verweigert und das Leben nicht gerade leicht gemacht wird – und das trotz großer Worte über Inklusion von allen Seiten – besonders von der politischen! Auf pädagogischer Seite wird ja heute in dieser Hinsicht schon viel getan durch Außen- und Inklusionsklassen und viele Projekte sind an vielen Schulen gestartet – aber in der Gesellschaft sind diese Lehren trotz der pädagogischen Bemühungen noch längst nicht verankert!
Zum Geburtstag einen Kaffee
Der Geburtstagskaffee für den Blumepeter wird – auch wenn mit der Zeit die Figur des kleinen Kurpfälzers und vor allem die mit seiner Figur verbundenen Witze mehr und mehr im Dunkel der Geschichte verschwinden - in Plankstadt gefeiert. Im Trausaal des Rathauses gibt es Kaffee und Kuchen, Eberhard Reuß zeigt den Film über Peter Schäfer, den Blumepeter, und ein Gemälde wird von dem Künstler Karl-Heinz Monshausen überreicht.