Der Plankstädter Rangiermeister i.R. Philipp Mitsch war auf der 1967 - also vor 50 Jahren - stillgelegten Bahnstrecke Schwetzingen – Plankstadt der letzte Lokführer der kleinen Diesellok, der „Köf“.

Philipp Mitsch (im Hintergrund auf der Maschine) mit Kollegen
Philipp Mitsch (im Hintergrund auf der Maschine) mit Kollegen

Der Plankstädter Rangiermeister i.R. Philipp Mitsch war auf der 1967  - also vor 50 Jahren - stillgelegten Bahnstrecke Schwetzingen – Plankstadt der letzte Lokführer der kleinen Diesellok, der „Köf“.

(„Köf“ steht für Kleinlokomotive mit Ölmotor (Dieselmotor) und Flüssigkeitsgetriebe.) Mit Philipp Mitsch sprach Gemeindearchivar Ulrich Kobelke, um alte Erinnerungen an die Bahnlinie aufzufrischen.

Auch bei Philipp Mitsch (Jg. 1937) sind nach so langer Zeit natürlich viele konkrete Erinnerungen an den früheren Arbeitsalltag verblasst, doch anhand einiger alter Fotos tauchen so manche Ereignisse in der Erinnerung wieder auf. So erinnert er sich noch gut an die Zitronenwagen, die er aus dem Heidelberger Bahnhof ins Eppelheimer Zick-Zack-Werk (die heutigen Wild-Werke) brachte. Dort wurden die Zitronen gepresst und zur Limonade verarbeitet.

Solange die Lagerhalle am alten Plankstädter Bahnhof noch stand, brachte er nach Einstellung der Personenbeförderung noch Stückgut mit der kleinen Diesellok nach Plankstadt und von besonderer Bedeutung war natürlich die Aufrechterhaltung der kleinen Nebenstrecke für die Plankstädter Zuckerrübenbauern, die ihre Rüben an der Plankstädter Verladestation auf Eisenbahnwaggons verluden und diese dann über Schwetzingen zur Zuckerfabrik Waghäusel gebracht wurden.

Die Eingliederung in die Güterzüge erfolgte im Bahnhof Schwetzingen. Philipp Mitsch erinnert sich noch schmunzelnd, wie die kleine Köf mit der Last zahlreicher vollbeladener Rübenwaggons zu kämpfen hatte und etwas Anlauf brauchte, wenn es in Oftersheim leicht bergan ging.

Der Personenverkehr zwischen Schwetzingen und Heidelberg wurde zum 31. 12. 1966 eingestellt; war es bis zu den 50er Jahren noch eine Dampflok, so wurde in den letzten Jahren dann ein Schienenbus verwendet. Die Endstation war der Heidelberger Hauptbahnhof, zuerst der alte Bahnhof an der Stelle, wo sich heute das Mengler - Hochhaus erhebt und ab 1957 dann der neu erbaute Hauptbahnhof. Die alte Bahntrasse ist heute noch zu erahnen, vorbei an Plankstadt und Eppelheim führte sie durch den Pfaffengrund und traf dort, wo heute das BAUHAUS seinen Markt hat, auf die Bahnlinie Mannheim – Heidelberg. Gewissermaßen neben dem Gaskessel (heute Terosonstraße / Diebsweg) passierte die Bahn durch eine Unterführung die Eppelheimer Straße. Wurden die Schienen zwischen Heidelberg und Eppelheim schon früher abgebaut, so war von Plankstadt aus der Abtransport der Zuckerrüben nach Schwetzingen noch bis 1968 möglich, bis auch dann diese Gleise der Vergangenheit angehörten.

Auch darf nicht vergessen werden, dass die alte Bahnlinie nicht in Schwetzingen endete, sondern Teil der Linie Heidelberg – Speyer war, die über Talhaus nach Speyer führte und mittels einer beweglichen Schiffsbrücke den Rhein überquerte. Kurz vor dem Fluss musste die Lokomotive gewechselt werden, da die normale Lok zu schwer für die Ponton-Überquerung war. Erst 1938 wurde die Schiffsbrücke durch eine Stahlkonstruktion ersetzt, die dann beim Kriegsende von den zurückweichenden deutschen Truppen gesprengt wurde. Noch heute kann man zwischen Talhaus und Speyer die alten Lokschuppen sehen, bis dorthin war auch noch Philipp Mitsch mit seiner Lok unterwegs.

Als zu Beginn der 50er Jahre noch die alte Dampflok die Bahnreisenden nach Heidelberg brachte, gab es noch die alten Personenwaggons, bei denen jedes Abteil eine Tür nach draußen hatte. Die Fenster ließen sich mit Hilfe kräftiger Lederriemen auf und ab bewegen und die Sitzgelegenheiten in den Abteilen bestanden natürlich aus Holz ohne Polsterung. Auch überhaupt nicht mehr vorstellbar ist die Tatsache, dass an der Rohrbacherstraße (heute Adenauerplatz) ein beschrankter Bahnübergang war, den die Züge vom Hauptbahnhof in den Odenwald in Richtung Gaisbergtunnel passierten – beim heutigen Straßenverkehr undenkbar!

Dem Gebäude des Plankstädter Bahnhofs sieht man seine ursprüngliche Funktion heute kaum noch an. Es gab eine Wartehalle und einen Fahrkartenverkauf; zu Beginn der 50er Jahre war es die Familie Rohmann, die in Bahnhof und am Übergang (an der Eisenbahnstraße) tätig war

Noch bekannter aber wurde der Plankstädter Bahnhof durch die interessanten schriftlichen Erinnerungen des Gewerbeschulrats und Heimatforschers Ernst Brauch, der einen Teil seiner Kindheit im Plankstädter Bahnhof verbrachte, wo sein Vater von 1911 bis 1932 Bahnhofsvorsteher war. (Nachzulesen im Text „Meines Vaters Bahnhof“ im Heimatbuch der Gemeinde von 1971, S.450 ff.).

Kürzlich fragte mich ein Bürger „Wo war eigentlich der Kiosk am Bahnhof, als die Bahn noch fuhr?“ Den gab es damals noch nicht, er steht an der Stelle, wo der Bahnwärter früher die Schranken an der Eisenbahnstraße herunterkurbelte, um der Bahn die Vorfahrt zu gewähren.
 
Auch das Bahnwärterhaus am ehemaligen „Frühmeßpädl“ ist längst Vergangenheit, hier der Bahnübergang am Zeitze-Loch, heute der Tunnelübergang über die B 535. Kurz darauf wartete Richtung Schwetzingen bereits der nächste Bahnübergang an der Hauptstraße zwischen Plankstadt und Schwetzingen (kurz vor der Brückenauffahrt, wo die Gleise der Eisenbahn dann unter der Brücke hindurch in Richtung Bahnhof Schwetzingen abbogen) , wo auch die Straßenbahnlinie 11 warten musste, bis der Zug vorüber war.

Der Bahnkörper zwischen Schwetzingen und Eppelheim war ein ganz besonders bevorzugtes Spielgelände der Buben. In den dichten Hecken rechts und links der Gleise gab es tolle Höhlen, darunter die berühmte „Achter-Höhle“ (so genannt wegen eines darin stehenden Kilometersteins mit der Ziffer 8), das Dolle-Loch und das Zeitze-Loch – überall ließen sich in der etwas abgelegenen Natur die trefflichsten Spiele arrangieren. Nicht zu vergessen war die Bahnlinie auch der Treffpunkt der „Buben-Banden“, die es sowohl in Plankstadt als auch in Schwetzingen gab. So manche „Schlacht“ mit den „Schrotten“ des Gleiskörpers zwischen Plänkschter und Schwetzinger Banden wurde an dieser Demarkationslinie ausgetragen. Und trotzdem war nie von gefährlichen Übergriffen oder schwereren Verletzungen die Rede – das machten die „Kämpfer“ unter sich ohne elterliches oder gar anwaltschaftliches Einschreiten aus. Was bedeutete damals schon ein „Koppeloch“ – das heilte wieder! Dass wilde Spiele und Streiche nicht völlig ausarteten oder es gar zu mutwilligen Zerstörungen kamen, dafür sorgten schon „Respektspersonen“ wie z.B. der häufig in der Flur allgegenwärtige gestrenge Feldschütz oder eben die auf den Feldern arbeitenden Bauern, die dem Treiben der Buben oft genug energisch Einhalt geboten – was auch von diesen (zumindest meistens) respektiert wurde. - Heute – ein halbes Jahrhundert später – können nur noch die Älteren in solchen Kindheits- und Jugenderinnerungen schwelgen. Vielleicht könnte der eine oder andere doch auf den Gedanken kommen, dass es jenseits von Computerspielen doch noch etwas gibt, was fast noch schöner war: das eigene Spiel mit Gleichgesinnten in der Natur!

UK (Fotos: Gemeindearchiv/Philipp Mitsch) 

  • Köf
    Köf
  • Lagerhalle am alten Bahnhof
    Lagerhalle am alten Bahnhof
  • Zuckerrüben – Verladeanlage am Plankstädter Bahnhof
    Zuckerrüben – Verladeanlage am Plankstädter Bahnhof
  • Nebenstrecke für die Plankstädter Zuckerrübenbauern
    Nebenstrecke für die Plankstädter Zuckerrübenbauern
  • Rangiermeister Philipp Mitsch mit Dampf-Lok
    Rangiermeister Philipp Mitsch
  • der Schienenbus
    der Schienenbus
  • beschrankter Bahnübergang in Rohrbacherstraße (heute Adenauerplatz)
    beschrankter Bahnübergang in Rohrbacherstraße (heute Adenauerplatz)
  • Bahnwärterhaus Frühmeßpädl
    Bahnwärterhaus Frühmeßpädl