Hermann Jakob Eberwein

Cellist, geboren am 31. 05. 1911 in Plankstadt - gestorben am 24. August 1981 in Schwetzingen

Hermann Eberwein

Im Jahr 1956 ist einem Bericht von Gustav Stroh in der Schwetzinger Zeitung zu entnehmen, dass der in Plankstadt geborene Cellist Hermann Eberwein in den USA große Solo-Erfolge feiern konnte.

Er war zu dieser Zeit dort Solocellist des Los Angeles City College Evening Division Opera Orchesters und feierte bei einem Soloabend der Calif Teachers Association in Los Angeles mit Werken von Beethoven, Mendelssohn, Schumann, Reger und Seans-Saens große Erfolge.
 
In den 30-er und 40-er Jahren lebte er in Berlin, wo er sein Cello-Spiel perfektionierte und verfeinerte; dabei war er dort Ensemble-Mitglied mehrerer Orchester. Im Berlin der Nazi-Zeit kam es zu einer Begegnung, die später sein Leben verändern sollte. Während der Verfolgung der Juden durch die Nationalsozialisten versteckten er und seine aus Reilingen stammende Gattin unter Gefahr für das eigene Leben eine Jüdin vor den NS-Schergen in ihrer Berliner Wohnung in der Nähe der Reichskanzlei. - Diese Haltung Eberweins ist durchaus nachvollziehbar, denn die Nachfahren von Christian Eberwein II., (1848 - 1914 - Unterscheidungsname „der Schlosser“), standen als stark und unerschütterlich zentrumsorientiert den Nazis äußerst ablehnend gegenüber, was durch Erzählungen auch dadurch belegt ist, dass die Mutter Hermann Eberweins beim Kirchgang für die Nazi-Aufmärsche oder anderer Aktivitäten, beispielsweise der Hitler-Jugend, auf dem Rathaus-Platz (damals „Adolf-Hitler-Platz“) keinerlei Verständnis zeigte und dies auch diesen gegenüber laut zum Ausdruck brachte - eine auch in Plankstadt damals nicht ganz ungefährliche Aktion. Auch Hermann Eberweins Onkel Jakob Eberwein wurde damals im RAW Schwetzingen jegliche Beförderung verwehrt, da er sich beharrlich weigerte, der NSDAP beizutreten.
 
Äußerste Vorsicht und ein glückliches Schicksal verhinderten damals in Berlin eine Entdeckung der versteckten Jüdin in der Wohnung Hermann Eberweins und damit ihren sicheren Tod durch Deportation in ein Vernichtungslager. Die Dame überlebte so den Holocaust und wanderte unmittelbar nach 1945 in die USA aus. Der Kontakt zum Ehepaar Eberwein brach jedoch verständlicherweise nie ab und durch ihre Vermittlung ermöglichte sie Hermann Eberwein die Chance, nach Los Angeles zu übersiedeln und dort eine Anstellung als Cellist zu finden.
 
An der amerikanischen Westküste stieg er dann in den 50-er und 60-er Jahren beim oben angeführten Los Angeles City College Evening Division Opera Orchesters zum Solo-Cellisten auf und wurde auch zu zahlreichen Solo-Cellokonzerten in den USA verpflichtet.

Ende der 60-er Jahre kehrte er nach Deutschland zurück und musste gesundheitsbedingt sein Cellospiel infolge orthopädischer Probleme aufgeben. Einige Jahre lebte er in Obereisesheim bei Heilbronn, bevor er seinen leider nur kurz währenden Ruhestand in Reilingen verbrachte. Im Jahre 1981 verstarb er in Schwetzingen im Krankenhaus.

Hermann Eberwein stammt aus der Eisenbahnstraße 40 und war der Sohn des Gipsers Hermann Eberwein (geb. 06. 04. 1884) und dessen Ehefrau Susanne, geb. Gaa (geb. am 20.06. 1886 - von Beruf Weißtuchnäherin). Er hatte noch eine Schwester Elisabeth (geb. 18. 05. 1914, von Beruf Blumenbinderin), verwitwete Hanselmann, (Kranz- und Blumenbinderei in der Eisenbahnstr. 40), deren Tochter Ursel Muth und deren Sohn Martin Muth noch heute dort im umgebauten Elternhaus leben.
 
Leider gibt es außer wenigen Fotos und den nach so langer Zeit nur bruchstückhaften persönlichen Erinnerungen der Verwandten heute keine weiteren Nachweise und Erinnerungsstücke mehr an den Musiker Hermann Eberwein außer besagtem Zeitungsausschnitt von Gustav Stroh. Befragt man die wenigen Zeitzeugen, die noch unter uns sind und die ebenfalls musikalisch tätig sind oder waren, dann taucht jedoch der Name des Cellisten wieder im Gedächtnis auf. Auch der Autor dieses Berichts kann sich aus der Kindheit noch an die Besuche Hermann Eberweins beim Großvater Jakob Eberwein, seinem Onkel, erinnern, wenn er in Plankstadt weilte. Unser Großvater sprach dann immer vom „Berliner Hermann“ oder „dem Amerikaner“ und das Bild des großen und fülligen Verwandten ist noch gut präsent.. In Plankstadt selbst mit seinen vielen Uznamen, die aus den unterschiedlichsten Gründen „vergeben“ wurden, hieß Hermann Eberwein „der Latz“!

UK (Foto: Privat)