Schließung des Volksbades vor 30 Jahren

Am 25. April 1977 schloss das Volksbad im Keller der Friedrichschule endgültig seine Pforten – nach 52 Jahren!

Impressionen des Volksbades

Grund genug, etwas in die Vergangenheit zu blicken. Innerhalb der Gemeinde gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts einige Diskussionen über die Badefreuden und auch die Möglichkeit zur Errichtung eines eigenen Freibades. Besonders der beliebte Landarzt und spätere erste Ehrenbürger Dr. Paul Bönner setzte sich für ein Freibad ein und begründete dies mit der Verbesserung der Volkshygiene und der wünschenswerten sportlichen Ertüchtigung. Dr. Bönner selbst war ein ausgewiesener Freund des Wassersports, wie einige Fotos im Gemeindearchiv bezeugen. Selbstverständlich war die körperliche Reinigung zum damaligen Zeitpunkt nicht auf so hohem Niveau angesiedelt, wie wir dies heute gewohnt sind. Die Häuser verfügten bis auf ganz wenige Ausnahmen über keine eigenen Badezimmer. Gebadet oder gewaschen wurde sich am Waschbecken oder eben am Badetag in der „Brenk“, die entweder in der Küche in der Nähe des Herdes wegen des heißen Wassers aufgestellt wurde oder – so jemand schon eine solche besaß – in der Waschküche. Das Baden war bis in die 50-er Jahre hinein fast immer mit der Zubereitung großer Mengen heißen Wassers und damit auch mit viel Arbeit verbunden. Über Zentralheizungen verfügte man damals in der Gemeinde noch nicht. Im Sommer erfrischten sich die Buben in der trüben Brühe der Keesgrieb oder in der alten Kiesgrube an der Schwetzinger Landstraße (zwischen dem später entstandenen Zeitze-Loch und Landstraße, gegenüber der Einmündung der Hebelstraße, dort, wo später Adam Wiest sein Baugeschäft hatte und demnächst die nördliche Tunneleinfahrt der neuen B535 sein wird). Am 30. Juni 1876 hat dann der Gemeinderat das Baden in den hiesigen Gewässern verboten, was sich vornehmlich auf die alte Kiesgrube an der Straße nach Schwetzingen bezog. Diese lag an einer Straße mit „starkem“ Verkehr – was immer man damals darunter verstand!. Aus diesem Grunde fand man es etwas anstößig, wenn sich dort „Halbnackte“ sehen ließen. Dies Keesgrieb blieb aber noch viele Jahre ein bevorzugter Badeplatz der Plänkschter Buben. Dr. Bönner konnte sich jedoch mit seinem Wunsch nach einer eigenen Badeanstalt nicht durchsetzen. Immerhin hatte er in seinem Anwesen im Garten einen eigenen „Swimming-Pool“! So wurde zur Verbesserung der Hygiene der Bevölkerung das Volksbad in der Schule geschaffen und am 16. Januar 1925 eröffnet. Später kam noch auf privater Initiative das Wannenbad im Hintergebäude des Friseursalons von Fritz Schwarz im Waldpfad hinzu.

Das Volksbad in der Schule bestand aus zwei Fluren, im einen die recht kargen Kabinen mit den Badewannen und im anderen Gang die Duschkabinen sowie davor dem Warte- oder Ruheraum, in welchem man nach erfolgtem Bade noch etwas „abdampfen“ konnte, um sich draußen nicht zu erkälten. Dieses Bad war damals mittwochs und freitags für Frauen und donnerstags und samstags für Männer jeweils in der Zeit von 9 – 12 und 14 – 19 Uhr geöffnet und wurde von der Bevölkerung gut angenommen. Im Jahr 1949 – nach der Wiedereröffnung nach dem Krieg - lesen wir dazu eine Zeitungsnotiz von Werner Weick: "Seit der Wiedereröffung im Oktober 1948 wurden 5500 Bäder abgegeben; pro Woche 124 Bäder oder: 1,7% der Plankstädter Bevölkerung badet wöchentlich im Volksbad. Prozentual ist die Männerwelt um 8% badefreudiger (reinigungsbedürftiger ?) als die Frauen." Wer erinnert sich von den früheren Benutzern des Volksbades nicht an die Gerüche, die einem schon an der Eingangstür der Schule auf der Hofseite entgegenschlugen: 

feuchtwarmer Dampf, von Fichtennadelaroma durchzogen! Denn das war ja der absolute Luxus und die Krönung des Badevergnügens: für 10 Pf vom Schuldiener, der auch für Aufsicht und Reinigung des Bades zuständig war, eine Fichtennadeltablette gekauft und diese sprudelnd im Badewasser aufgelöst, welche Wonne! Es gab auch Genießer unter den Badenden: einer – dem Verfasser selbst noch persönlich bekannt – zahlte den doppelten Preis und durfte dafür seinen Astralkörper – wie er ihn selbst bezeichnete – doppelt so lange in der Wanne räkeln! Denn die Badezeiten waren begrenzt und wer zu lange in der Wanne bleib, wurde durch das energische Klopfen des Hausmeisters und den unerbittlichen Ruf „s’ isch Zeit!“ unsanft aus seinen Badeträumen gerissen! In den späten 50-er und in den 60-er Jahren sanken die Nutzerzahlen des Volksbades stetig, denn in den meisten Häusern wurden nun Bäder eingebaut, in Neubauten sowieso, und das Volksbad wurde langsam aber sicher überflüssig. Dieses Schicksal teilte das Plänkschter Volksbad mit den anderen öffentlichen Bädern in den anderen Gemeinden. Damit war natürlich auch wieder ein Ort der Begegnung und ein Umschlagplatz für Neuigkeiten aller Art verloren gegangen, so wie es beispielsweise 70 Jahre zuvor den Plätzen an den zentral gelegenen Dorfbrunnen ergangen war.

UK (Foto: Gemeindearchiv)