Nach Bombenfund

Gemeinde dankt allen Einsatzkräften für die hervorragende Arbeit am Montag, 15. Mai 2023

In diesem Radius um die Fundstelle wurde evakuiert. © Nils Drescher

In der Eisenbahnersiedlung in Plankstadt ist nach dem Bombenfund am Montagvormittag wieder die übliche Ruhe eingekehrt. Der Schock bei manchen Bewohnern sitzt jedoch noch tief. Sie wundern sich, dass fast 80 Jahre nach dem Krieg noch eine Bombe mit Zündern mitten in der der 1919 gebauten Eisenbahnersiedlung in Plankstadt gefunden wurde. Bürgermeister Nils Drescher wurde nicht nur aus seiner Nachbarschaft in der Siedlung häufig wegen dieser Frage angesprochen. Er kann die Verwunderung der Bewohner und die damit verbundenen Sorgen sehr gut nachvollziehen. Die Kampfmittelfreiheit sei für ganz Plankstadt anhand von Luftbildern zwar festgestellt, dies bedeute jedoch leider keine 100 prozentige Garantie. Das direkt angrenzende Eisenbahnausbesserungswerk auf Schwetzinger Gemarkung, zu dem die Eisenbahnerwohnsiedlung gehörte, wurde mehrfach im zweiten Weltkrieg bombardiert. In Plankstadt selbst wurden durch Bomben nachweislich keine Gebäude beschädigt. Dieser historische Fakt stand jedoch sprichwörtlich auf Messers Schneide, wie der nun gefundene Blindgänger deutlich zeigt. Warum die 250kg-Bombe, die nur ca. 60 Zentimeter unter befestigtem Oberfläche bei Sanierungsarbeiten an der Abwasserzuleitung eines Wohngebäudes gefunden wurde, nach dem Krieg nicht gesichert und entsorgt wurde, kann wohl nicht mehr aufgeklärt werden.

Die Einsatzleitstelle war auf dem Festplatz eingerichtet © Nils Drescher

Entschärfung geglückt

So wie beim Abwurf der Bombe ist auch bei der jetzigen Entschärfung zum Glück nichts passiert. Drescher konnte direkt am Fundort kurz mit den Mitarbeitern des Kampfmittelbeseitigungsdienstes sprechen, die wie er aus Stuttgart nach Plankstadt geeilt waren. Zu diesem Zeitpunkt lag die Bombe bereits wesentlich tiefer und war vollständig freigelegt. „Ich habe mir kurz das Vorgehen zur Entschärfung schildern lassen, den Mitarbeitern Glück gewünscht und ihnen für ihren Mut gedankt, so direkt ihr Leben für unsere Gemeinde zu riskieren“, so Drescher.

Großer Dank an alle Helfer

Für die reibungslose und vorbildliche Evakuierungsaktion der rund 2.000 Menschen gilt Bürgermeister Dreschers besonderer Dank den rund 200 Einsatzkräften. Im Einsatz neben dem Kampfmittelbeseitigungsdienst war der Katastrophenschutz des Deutschen Roten Kreuzes und des Malteser Hilfsdiensts, viele Feuerwehren aus den Umlandgemeinden und über 100 notwendige Polizeikräften aus ganz Nordbaden. Der Katastrophenschutz aus Feuerwehren und Sanitätsdiensten war für die Betreuung der Menschen und Unterstützungsarbeiten zuständig. Die Polizeikräfte hingegen verantworteten die Abriegelung jeder Zufahrtsstraße einschließlich der notwendigen Vollsperrung der B535 sowie die Information der Öffentlichkeit durch einen Pressesprecher aus Mannheim. Die Polizei übernahm auch die Evakuierung der Gebäude und der Einrichtungen, die in dem Gebiet lagen. Haus für Haus wurde jedes einzelne Gebäude evakuiert und auch der Vollzug kontrolliert. Hierzu war auch ein Polizeihubschrauber im Einsatz. Zahlreiche Liegendtransporte durch mehrere Krankenwagen waren durch das Deutsche Rote Kreuz und den Malteser Hilfsdienst erforderlich. Ältere Menschen ohne eigenes Fahrzeug wurden vorbildlich von beiden Bürgerbussen transportiert. In der Mehrzweckhalle wurden nahezu 500 Menschen während der Evakuierung von den Einsatzkräften und den Mitarbeitern der Gemeinde versorgt und vorbildlich betreut. Auch das Rathaus diente für Einzelfälle als Zufluchtsort.

Auf dem Festplatz ist die Einsatzleitstelle untergebracht. © Nils Drescher 

Einsatzkoordination routiniert

Im Stab, der den Einsatz vom Festplatz der Gemeinde aus koordinierte, leitete die neue Leiterin des Reviers Schwetzingen Frau Sandra Goldschmidt gemeinsam mit ihrem routinierten Stellvertreter Michael Fahrer die Einsatzkräfte der Polizei. Kreisbrandmeister Udo Dentz mit Stellvertreter Matthias Splett die Feuerwehren und der Kreisbereitschaftsleiter des Deutschen Roten Kreuzes Michael Höhne vor Ort in der Mehrzweckhalle die Versorgung und medizinische Betreuung der Evakuierten. Seitens der Ortskräfte vertrat Kommandant Uwe Emmert die Plankstadter Feuerwehr und der Vorsitzende Joachim Schäfer-Bach das DRK. Feuerwehrkommandant Walter Leschinski aus Schwetzingen war als einer der ersten Einsatzleiter die ganze Zeit ebenfalls vor Ort. Auch zahlreiche Mitarbeiter aus Verwaltung und Bauhof waren gefordert. So verantwortete Bauamtsleiter Andreas Ernst die Einrichtung und den Betrieb der Mehrzweckhalle, Bürgeramtsleiter Florian Weppelmann mit seinem Stellvertreter Jürgen Wagenmann die Koordination des Katastrophenschutzes und der Ortspolizeibehörde und Hauptamtsleitervertreter Patrick Wiedemann mit seinen Kolleginnen Anke Haas die Pressearbeit und mit Anneliese Strottner die Versorgung mit einem einfachen Essen. Bürgermeister Nils Drescher blieb bis zur ersehnten Entwarnung durch den Kampfmittelräumdienst beim Stab auf dem Festplatz und konnte dann nach der Entwarnung die frohe Botschaft direkt in der Mehrweckhalle verkünden.

Entspannt in den Abend und die Nacht

Drescher dankt auch allen Bürgern, den Lehrern und Erziehern sowie den Mitarbeitern der Firma Decathlon und den betroffenen Einzelhandelsstandorten für ihr Verständnis und die Einsicht in Bezug auf die Notwendigkeit der Evakuierung. Sicher gemeinsam mit der Bevölkerung und den Einsatzkräften hofft er, dass der am Montag gefundene Blindgänger der letzte seiner Art in Plankstadt war.