Wilhelm Geiser und die alte Dorfschmiede werden 70 Jahre alt

Aufzählung von Uznamen

Der 9. Juni 2003 ist für die Ladenburger Straße, oder die „Baueregass“, wie alte Plänkschter sagen würden schon ein denkwürdiges Datum!

Denn an diesem Pfingstmontag vollendet Wilhelm Geiser, der letzte Plänkschter Schmied, sein 70. Lebensjahr. Gleichzeitig befindet sich die Schmiede in diesem Jahr seit 70 Jahren in Familienbesitz, denn Adolf Geiser, der Vater, übernahm im Jahre 1933, aus Friedrichsfeld kommend, die Schmiede. Grund zum Feiern also auf der ganzen Linie!

Wilhelm Geiser hatte die Schmiede von seinem Vater 1962 übernommen und es gibt sehr wenige, die den „singenden Schlossermeister“ nicht kennen gelernt haben, wenn er, der in vielen Plankstadter Vereinen, vor allem aber bei der TSG-Eintracht, zuhause ist, mit seiner Ziehharmonika Stimmung in so manches Fest bringt. Auch mit seinen 70 Jahren arbeitet Wilhelm Geiser noch unermüdlich in seinem Betrieb Allerdings ist der Generationswechsel in seinem Hause nicht zu übersehen, hat sich doch der Außenbereich der alten Schmiede durch den Schaubereich des Schwiegersohnes, des Gärtnermeisters Werner Dieckermann, gewaltig gewandelt. - Nur wenige werden noch wissen, daß Wilhelm Geiser auch noch die Prüfung als Hufschmied abgelegt hat und der letzte in Plankstadt ist, der Pferde beschlagen kann und dies auch noch tut. In seiner Schmiede in der Ladenburger Straße scheint zumindest an der Esse die Zeit stehengeblieben sein – so mutet es dem Betrachter an, der ihn beim Anfertigen der Hufeisen in der roten Glut und beim anschließenden Schmieden auf dem Amboß beobachten kann. Als es in früheren Jahrzehnten in Plankstadt noch wesentlich mehr Pferde gab als heute und diese dem Landwirt noch als Arbeitstier dienten, gab es mehr Arbeit für die Schmiede, und so gab es noch nach dem letzten Krieg drei Schmieden im Ort, neben Wilhelm Geiser die Schmiede in der Eppelheimer Straße (Schneider??) und natürlich Friedrich Mack, dessen Schmiede in der Schwetzinger Straße 23 im Jahr 1978 bereits das 200jährige Jubiläum feiern konnte und somit zu den ganz alten Handwerksbetrieben in der Gemeinde gehörte.

Bedeutung der Schmieden

Überhaupt war die Schmiede in den alten Gemeinden eine enorm wichtige Einrichtung, die sozusagen zur Grundausstattung einer Kommune gehörte wie etwa die Schule. Eugen Pfaff hat recherchiert, daß in Plankstadt die „gemeine Schmitt“ wahrscheinlich vom Schönauer großen Hof betrieben wurde; vermutlich gehörte es sogar zu dessen Pflichten, denn der Schönauer große Hof spielte gerade für solche Aufgaben, die die Gemeinschaft betrafen, bis ins 19. Jahrhundert hinein eine bedeutende Rolle. Mit zunehmender Selbstständigkeit der Gemeinden gelangte auch die Dorfschmiede in den Einflussbereich der Bürger. Den Menschen war sie so wichtig, daß sie zunächst kein Privatbetrieb sondern eine Gemeindeeinrichtung war; deren Inhaber von der Kommune angestellt und bezahlt wurde. In Plankstadt war diese „gemeine Schmitt“ im Erdgeschoss des alten Rathauses untergebracht. Dieses Rathaus gibt es längst nicht mehr; es stand auf dem Platz vor der evangelischen Kirche und ragte in die heutige Schwetzinger Straße hinein. Nachgewiesen ist es seit dem Jahr 1616; wir wissen aus alten Unterlagen, daß es mehrfach renoviert werden musste; anlässlich eines Umbaus im Jahre 1831 ganz zusammenbrach, wieder aufgebaut wurde und schließlich 1895 nach dem Bezug des neuen Rathauses ganz verschwand. Jedenfalls war im Untergeschoss die alte Dorfschmiede untergebracht; die Geräte gehörten der Gemeinde, die Schmiede wurde verpachtet und im 18. Jahrhundert übte der Schmied sein Handwerk auf eigene Rechnung aus. Die älteste private Schmiede, nämlich die der Familie Mack, begegnet uns in der Gemeinderechnung erstmals im Jahr 1738; als „gmeiner Schmitt“ wird Georg Adam Mack genannt, der aus Schriesheim gekommen war und dort einem weitverzweigten Geschlecht angehörte. Mack hatte 1737 eine gewisse Anna Vesper geheiratet, die Witwe des 1736 verstorbenen Dorfschmieds. Die Mack’sche Schmiede lag damals übrigens nicht in der Ortsmitte wie heute, sondern am Rande des Ortsetters nahe bei einem Ettertor, wie die nahe Straßengabel Schwetzinger Straße / Brühler Weg beweist; diese Begrenzung war jedoch 1778 bereits weitgehend gesprengt. Die frühere Randlage galt auch für andere Schmieden. Zur Größe der Gemeinde im Jahr 1778 ist zu sagen, daß sie 83 Männer, 85 Weiber, 108 Söhne, 88 Töchter, 22 Knechte und 43 Mägde zählte. Es gab 68 Bürgerhäuser, 2 Herrschaftshäuser, 52 Scheunen und 1 reformierte Kirche mit gemeinschaftlichem Glockenturm.

(Verfasser: Ulrich Kobelke)

(created on 25. September 2018)