Ein Landarzt von altem Schrot und Korn - Dr. Josef Goldhofer wäre 100 Jahre alt geworden

Dr. Josef Goldhofer

In unmittelbarer Nähe der Leichenhalle auf dem Plankstadter Friedhof ruht in der Reihe der früheren Ehrengräber der beliebte Arzt Dr. Josef Goldhofer – direkt neben seinem Schwager Dr. Ernst Klehr und seinem Schwiegervater Dr. Paul Bönner.

Am 8. August 2002 jährte sich sein Geburtstag zum 100. Male und viele ältere Plankstadter werden sich noch gerne und dankbar an diesen bemerkenswerten Mann erinnern, der den Arztberuf noch ganz in der alten Tradition des Landarztes ausübte. Dr. Goldhofer war 1928 aus Bayern nach Plankstadt gekommen und übte zusammen mit Dr. Ernst Klehr seinen Beruf zunächst in der Praxis von Dr. Bönner aus. Er heiratete dessen Tochter Gertrud und eröffnete seine eigene Praxis im neuen Haus in der Friedrichstraße. Wer seine Adresse mit Kreide auf die schwarze Tafel im Flur seiner Praxis schrieb (Telefone im privaten Haushalt waren damals noch eine Seltenheit), konnte sicher sein, dass der Arzt alsbald am Krankenbett stand. Dass der Hausarzt im Notfall auch während der Nacht und an Sonn- und Feiertagen für seine Patienten da war, gehörte zu den Selbstverständlichkeiten der Zeit, denn der Sonntags- und Notdienst war erst im Aufbau begriffen.

Dr.Goldhofer hielt sehr viel von natürlichen Heilungsmethoden und noch heute klingt vielen seine beliebte Verordnung bei allen grippalen Infekten im Ohr „Musst’ kräftig schwitzen!“ Dazu wurden heiße Brust- und Wadenwickel verordnet und meistens befand sich der Patient nach dieser althergebrachten Heilmethode bald wieder auf dem Wege der Besserung. In einer Zeit, in der sich das Facharztwesen erst richtig zu etablieren begann, war es selbstverständlich, dass kleine äußere chirurgische Eingriffe, das Anlegen von Gipsbandagen oder Wärme- und Rotlichtbestrahlungen in der Praxis durchgeführt wurden. Für die Landärzte galt es geradezu als Geringschätzung ihrer Fähigkeiten, wenn der Patient bei weniger gefährlichen Krankheiten auf der Hinzuziehung eines Facharztes bestand – und die mit einfachen Mitteln erzielten und aus der Erfahrung heraus erzielten Erfolge gaben den Ärzten auch recht! Natürlich managte der Landarzt alter Prägung auch seine Praxis allein ohne jegliches Personal – heute eigentlich gar nicht mehr vorstellbar. Natürlich musste er auch seine Abrechnungen alleine machen und deshalb ist auch sein oft gehörter Ausspruch „Hoast an Krankenschein“ bei denen, die ihn kannten, noch in bester Erinnerung. Noch heute ist dem Schreiber dieser Zeilen diese Praxis mit dem weiß gekachelten Ordinationsraum mit Blick in den parkähnlichen Garten und dem mit dunklem Holz getäfelten Wartezimmer in guter Erinnerung. Nur am Rande sei vermerkt, dass Dr. Goldhofer mir das Leben rettete, indem er den Säugling bei einem Anfall von Atemnot beherzt an den Füßen aus dem offenen Fenster hielt – mitten im Winter 1947! Wahrscheinlich atmete ich vor lauter Schreck über den Kälteschock schnell wieder weiter!

Neben seinem Arztberuf, der ihm wenig Zeit zur Muße ließ, war Dr. Goldhofer ein Freund der Natur und als passionierter Pilzsammler ein ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet. Daneben gehörte auch das Schachspiel – beispielsweise im „Ochsen“, im „Cafe Kiefer“ oder in der „Sonne“ - zu seinen erholsamen Freizeitbeschäftigungen. - Dr.Goldhofer verstarb viel zu früh nach schwerer Krankheit im Alter von nur 58 Jahren im Juni 1961 – vergessen jedoch ist er Plankstadt auch heute noch nicht! Für Dr. Josef Goldhofer setzte sein Sohn, Dr. Werner Goldhofer, der heute als Frauenarzt in Mainz tätig ist, die Familientradition fort.

(Verfasser: Ulrich Kobelke)

(created on 25. September 2018)