Die Weise-Orgel von St. Nikolaus - Im Jahr 2015 wurde sie ein halbes Jahrhundert alt.

die Weise-Orgel von 1965

Bei den in den zurückliegenden Jahren durchgeführten vielfältigen Sanierungsarbeiten an der katholischen Pfarrkirche St. Nikolaus in Plankstadt ist ein Teilaspekt fast völlig in Vergessenheit geraten: Im Jahr 1965 wurde die jetzige Orgel nach langen Vorüberlegungen, Entscheidungen und natürlich den Einbauarbeiten ihrer Bestimmung übergeben.

Beim Kirchenpatrozinium am 3. Dezember 2016 begeht der Kirchenchor St. Caecilia sein 120-jähriges Bestehen. In diesem Zusammenhang soll auch noch einmal der Orgelweihe im Jahr 1965 gedacht werden. Orgeln sind auch heute aus Kirchen nicht wegzudenken und noch das II. Vatikanische Konzil (1962 – 1965) greift dies noch einmal auf:

„Die Pfeifenorgel soll in der Lateinischen Kirche als traditionelles Musikinstrument in hohen Ehren gehalten werden; denn ihr Klang vermag den Glanz der kirchlichen Zeremonien wunderbar zu steigern und die Herzen mächtig zu Gott und zum Himmel zu erheben“
(Artikel 120 Liturgiekonstitution des II. Vatikanischen Konzils)





Die Vorgänger–Orgeln
Noch während der Bauarbeiten an der Kirche (1899 – 1904) hat sich die Kirchengemeinde bereits in der ersten Jahreshälfte 1901 um die Beschaffung einer angemessenen Orgel bemüht. Aus den alten Akten ist ersichtlich, dass es am 26. Januar 1902 zum Vertragsabschluss zwischen dem Orgelbaumeister Anton Kiene und dem Stiftungsrat. Zum Preis von 7.000 Mark wurde eine pneumatische Orgel mit zwei Manualen und Pedal und insgesamt 20 Registern eingebaut. Die Abnahmeprüfung fand im November 1902 statt. Der Gutachter pries die Orgel als ein Werk von außerordentlicher Kraft, Glanz und Fülle. Die Luft für die Orgelpfeifen kam aus Blasebälgen, die noch mit Muskelkraft, also mit den Füßen getreten wurden.

Doch schon im Kriegsjahr 1917 ist im Februar die Ablieferung von 35 Prospektpfeifen aus Zinn zu Rüstungszwecken dokumentiert und erst 1925 wurden diese für 1.209 Mark ersetzt sowie ein elektrisches Gebläse eingebaut. Am 2. Oktober 1929 wurde durch das Erzbischöfliche Ordinariat Herrn Pfarrer Augenstein ‚cum iure subdelegandi‘ die Vollmacht erteilt, die renovierte und umgebaute Orgel zu benedizieren. Die Weihe fand dann am 6.Oktober1929 statt.

Die Orgel muss jahrelang problemlos funktioniert haben, zumindest geht aus den Orgelakten nichts Gegenteiliges hervor. Im September des Kriegsjahres 1944 musste zwar ein Meldebogen abgegeben werden, eine Abgabe von Pfeifen für Rüstungszwecke ist nicht erfolgt. Dennoch hat sowohl die Kirche als auch die Orgel den Zweiten Weltkrieg nicht unbeschadet überstanden. Direkt über der Orgel schlug eine Granate in den Turm ein. Durch eindringenden Regen wurde die Orgel erheblich beschädigt. Das Kirchendach war bereits im November 1945 repariert. Zum gleichen Zeitpunkt wurde die Orgelbaufirma Mönch angeschrieben, eine umfassende Reparatur vorzunehmen. Durch fehlendes Material konnte die Reparatur erst im Juli/August 1946 durch die Orgelbaufirma Carl Hess, Karlsruhe, vorgenommen werden.

Der Weg zur heutigen Weise-Orgel
In den folgenden Jahren hatte sich der Zustand der Orgel trotz mehrfacher Reparaturen durch die Orgelfirmen Hess, Durlach und Scherpf, Speyer, zunehmend verschlechtert. Ende 1962 war die Orgel, nicht nur nach Angaben der Orgelbauer, sondern auch nach Angaben des erzbischöflichen Orgelbauinspektors Prof. Dr. Rudolf Walter, Heidelberg, endgültig am Ende. Nach Vorbesprechung mit den Organisten und Prof. Dr. Walter wurden Anfang 1963 mehrere Orgelbaufirmen dazu aufgefordert, ein Angebot für eine neue Orgel abzugeben. Die Angebote der Orgelbaufirmen Klais, Bonn; Mönch, Überlingen; und Weise, Plattling nannten für die vollständige Orgel folgende Preise: Fa. Klais DM 100.680,00/119.540,00, Fa. Mönch DM 74.790,00/88.100,00 und Fa. Weise DM 64.795,00/75.690,00. Im Gutachten vom 4. Mai 1963 wurde durch den Orgelsachverständigen empfohlen, den Auftrag der Fa. Weise zu erteilen, da deren Angebot im Vergleich einer sachlichen Kritik standhielt, andererseits aber bedeutend billiger war. Natürlich war den Verantwortlichen die herausragende Qualität der Orgelbaufirma Klais aus Bonn bekannt und sicher hätte man da gerne zugegriffen, aber die vorhandenen finanziellen Mittel ließen diese Lösung nicht zu.

In seiner Sitzung am 8. 5. 1963 hatte sich der Stiftungsrat der Pfarrei für das Angebot der Firma Weise entschieden, wobei man einstimmig der Meinung war, dass eine Orgel mit zwei Manualen und 30 Registern für die Pfarrkirche genüge. Zudem befürchtete der Stiftungsrat, dass die jetzigen und künftigen Organisten ein zweimanualiges Werk nicht ausspielen könnten. Die Genehmigung durch das erzbischöfliche Ordinariat erfolgte am 22. Mai 1963. Damit war die Grundlage für das große Vorhaben gegeben. Es schloss sich eine Reihe von Gesprächen und Diskussionen über vielerlei Details mit der Firma Weise an. Zur Ausführung kam letztendlich eine Orgel mit 34 klingenden Registern, verteilt auf drei Manuale (Hauptwerk, Rückpositiv, Schwellwerk) und Pedal, mechanische Schleifladen mit mechanischer Spiel- und elektrischer Registratur, elektrische Koppeln, freie Kombinationen, Gehäuseprospekt in Eiche, 2494 Pfeifen in Holz, Zinn und Kupfer. Die Orgelweihe erfolgte am 28. März 1965. Die katholischen Ortsgeistlichen waren in diesen Jahren Pfarrer Ludwig Bender sowie die Kapläne Fritz Ullmer und sein Nachfolger Hermann Schmitt.

In seinem Abnahmebericht schreibt Herr Prof. Dr. Walter unter anderem: „...zeigte sich, dass der Bau eines Rückpositives bei den gegebenen Platzverhältnissen erforderlich war. Um dem Chor (und evtl. Orchester) genügend Platz zu schaffen, musste das Hauptgehäuse unmittelbar an die Turmwand gesetzt und das Schwellwerk wegen der geringen Höhe unter das Hauptwerk gelegt werden. Da zudem die Empore im Verhältnis zur Raumgestalt zu hoch liegt, wirkt der Orgelklang im hinteren Schiff erst bei Beteiligung des Rückpositivs nahe und kräftig genug...“. So erwies sich im Nachhinein die Anschaffung einer dreimanualigen Orgel als richtig und auch die bisher tätigen Organisten haben in den vergangenen Jahren bestimmt zur Genüge bewiesen, dass sie die Orgel sehr gut ausspielen konnten bzw. noch immer können.

Bereits Mitte der 90iger Jahre wurde seitens der Orgelbaufirma Weise festgestellt, dass die Orgel extrem verschmutzt war. Dadurch wurden die Töne schwächer und tiefer. Zudem wiesen einige Register Intonationsmängel auf, die sich negativ auf den Klang auswirkten. Generell war man sich einig, dass eine Reinigung und Generalüberholung dringend notwendig war, was aber im Hinblick auf die anstehende Renovierung des gesamten Kircheninnenraumes nicht sofort Sinn machte.

In der Sitzung des Renovierungsausschusses vom 16. Januar 2001 besprach man verschiedene Möglichkeiten hinsichtlich der Orgel, u. a. auch wurde auch der Einbau einer vollelektronischen Orgel diskutiert. Nachdem der zuständige erzbischöfliche Orgelinspektor Godehard Weithoff jedoch bestätigte, dass die Orgelsubstanz im Vergleich zu anderen Orgeln der Firma Weise aus den sechziger Jahren grundsätzlich als gut zu bezeichnen ist, wurde die Überholung der Orgel in die Planung der

Innenrenovierung mit einbezogen. Nach Ausschreibung der Generalüberholung erfolgte die Auftragsvergabe an die Firma Karl Göckel Orgelbau GmbH in Mühlhausen - Rettigheim.

Vor Beginn der Kirchenrenovierung wurden die Prospektpfeifen ausgebaut, im Kirchturm zwischengelagert und das Orgelgehäuse komplett eingepackt. Nach Fertigstellung des Kircheninnenraumes begann die Firma Göckel im April 2003 mit der Wiederinstandsetzung der Orgel. Unter anderem wurden folgende Arbeiten ausgeführt: Sämtliche Pfeifen wurden ausgebaut, gereinigt und schadhafte Stellen ausgebessert. Der Spieltisch wurde zerlegt und überholt, so dass die Traktur wieder gleichmäßig funktionierte. Für das Rückpositiv wurde statt des 16’-Regal ein neues 8’-Cromorne geliefert und eingebaut, für das Hauptwerk eine neue 8’-Trompete. In seinem Abnahmebericht schrieb Herr Weithoff: „Ich bin froh, dass die Pfarrei sich zum Schluss noch zur Anschaffung sowohl einer neuen Trompete 8’ als auch eines Cromornes 8’ entschlossen hat, nachdem zunächst nur an ein Cromorne, dann während der Bauarbeiten alternativ stattdessen an eine Trompete gedacht war. Beide Stimmen bringen der Orgel ein deutliches Mehr an klanglichen Möglichkeiten wie auch an Raumfülle. Insgesamt hat die Nachintonation der Orgel viel Gewinn gebracht. Die Grundstimmen klingen nun runder und fülliger, die hochliegenden Mixturen geben nun noch Glanz, ohne schrill zu sein, der bisherige stechende Eindruck ist vollkommen verschwunden. Die Zungenstimmen haben mehr Kern und bringen der Orgel die nötige Durchsetzungskraft im Vollen Werk.“

Die Weise-Orgel von 1965 entspricht dem damaligen Bewusstsein der Orgelkunst und nicht unbedingt dem Klangideal der heutigen Zeit. Trotzdem ist die Pfarrgemeinde stolz auf ihre große renovierte Orgel, die auch zukünftig zur Ehre Gottes und zum Heil der Menschen erklingen soll. Und Pius XII. (Papst von 1939 – 1958) betont dies in besonderer Weise:

...unter den Instrumenten, die für die Kirche zugelassen sind, hat die Orgel mit vollem Recht den ersten Platz. Sie passt sich dem Gesang und den heiligen Handlungen ausgezeichnet an, sie verleiht den kirchlichen Zeremonien wundersamen Glanz und eine eigenartige Hoheit, sie überströmt die Herzen der Gläubigen mit Erhabenheit und Wohlklang, sie erfüllt die Gemüter mit himmlischer Freude und erhebt sich machtvoll zu Gott und anderen himmlischen Dingen:

(Papst Pius XII. in der Enzyklika „Musicae sacrae disciplina“)

(Organist Hans-Peter Weirether hatte 2004 in der Festschrift zum 100-jährigen Kirchenjubiläum einen detaillierten Bericht zur Orgelgeschichte verfasst; inhaltlich entsprechen hier dargestellte Auszüge diesem Bericht.)