Ofdascher Bub mit Plänkschter Wurzeln

Der Freiburger Ehrendomherr Wolfgang Gaber und der Plänkschter „Hirsch“

Wolfgang Gaber

Die meisten regional und lokal Versierten und Interessierten wissen natürlich, dass der Freiburger Ehrendomherr, Dompfarrer und Stadtdekan, der Geistliche Rat Wolfgang Gaber ein Oftersheimer Bub ist; dort aufgewachsen, zur Grundschule gegangen und dass er niemals seine Herkunft als Oftersheimer Kurpfälzer verleugnen würde.

In Oftersheim hat er viele Freunde aus dieser Zeit und immer wenn es möglich ist, besucht er seine alte Heimatgemeinde und ist ihr bis heute sehr verbunden nicht zuletzt durch sein Elternhaus. Und doch weist seine Familiengeschichte deutliche Wurzeln auch aus Plankstadt auf, wie Gespräche mit ihm ergaben.

In Plankstadt war das Gasthaus „Zum Hirsch“ seit 1908 im Besitz der Familie Heid und das Haus selbst ist es bis heute noch, auch wenn die urige Wirtschaft längst geschlossen und im Innenbereich zu Wohnungen umgestalte wurde. Frieda Heid, die Tochter des alten Hirschwirts Stephan Heid, heiratete 1906 den Mannheimer Musikprofessor Ludwig Gaber und wohnte dort in der Augartenstraße. Dieser Professor Ludwig Gaber war als Chorleiter für den Arbeitersängerbund Mannheim sowie zahlreiche weitere Mannheimer Chöre tätig und wirkte auch musikalisch an der Mannheimer Jesuitenkirche. In der Wohnung gab es einen großen Konzertflügel sowie praktisch alle anderen Musikinstrumente.
 
Bei einem der verheerenden Luftangriffe auf Mannheim im Zweiten Weltkrieg wurden die Gabers ausgebombt und es gelang ihnen mit Mühe, durch den Keller ins Nachbarhaus und von dort ins Freie zu gelangen. Als Ausgebombte fanden sie eine Bleibe durch Vermittlung von Dr. Meyer in Oftersheim beim Schreiner Müller in der Nähe der St. Kilians-Kirche; Frieda Gaber und Frau Dr. Meyer – „die Arztfrau“, wie die Oftersheimer sagten – waren Schwestern.
Wolfgang Gabers Opa Ludwig starb früh und hinterließ drei Söhne, Ernst, Julius und Erich, den Vater von Wolfgang Gaber. Ernst Gaber war bekannt als Olympiateilnehmer 1932 in Los Angeles im Achter der Amicitia Mannheim zusammen mit dem späteren badischen Landesbischof Dr. Hans-Wolfgang Heidland, wo die Mannschaft es bis ins Halbfinale schaffte und bei der Olympiade 1936 in Berlin gewann er im Vierer mit Steuermann die Goldmedaille. Julius Gaber war Diplomingenieur in Schkopau bei Merseburg und Erich Gaber war Diplomingenieur und Stadtoberbaurat im Tiefbauamt Mannheim. Erich Gaber heiratete 1947 Klara Müller, die Chefsekretärin von Direktor Satorius von der Firma Stotz-Kontakt (heute BBC) in HD-Pfaffengrund. Sie war die Tochter von Heinrich und Pauline Müller geb. Vobis aus der Oftersheimer Leopoldstraße 19. Opa Heinrich war bei der Schwanengold Brauerei Schwetzingen beschäftigt. Aus dieser Ehe ging Wolfgang Gaber hervor, der im Heidelberger Krankenhaus St. Elisabeth, das damals noch in der Villa Felseck unterhalb des Schlosses untergebracht war, am 9. Mai 1948 zur Welt kam.
 
Da wundert man sich doch wieder einmal, wie klein die Welt doch letztendlich ist und wie vieles miteinander zusammenhängt, ohne dass man davon etwas weiß. Umso schöner und interessanter, wenn sich dann gesprächsweise neue geschichtliche Zusammenhänge erschließen.
 
Heute sitzt Stadtdekan Wolfgang Gaber mit Dr. Fritz Heidland, dem Sohn des früheren Landesbischofs, im Vorstand der oekumenischen Telefonseelsorge Freiburg. Und durch die Beziehung mit Mannheim hatte Wolfgang Gaber 1973 nach seiner Primiz in St. Kilian Oftersheim und dem ersten oekumenischen Gottesdienst in der Christuskirche Oftersheim auch Nachprimiz in der Mannheimer Jesuitenkirche bei Prälat Karl Nikolaus und Gottesdienst in St. Pankratius sowie St. Maria Schwetzingen und St. Nikolaus Plankstadt. Und letztendlich war er dann vor seiner Berufung ans Freiburger Münster Dekan und als Pfarrer Leiter der Seelsorgeeinheit Schwetzingen – Oftersheim – Plankstadt, also in den Pfarreien, wo er als Neupriester 1973 Primiz feiern durfte. So hatte sich der Kreis wieder geschlossen.

UK (Foto: Privat/Kobelke)