Abschied vom Grundbuchamt - Nach über 100 Jahre endete eine Ära

Jutta Waldecker und Germaine Summ (v.u.n.o.)

Am 11. August 2014 endete in Plankstadt nach über 100 Jahren eine Aera: das Grundbuchamt wurde geschlossen und fortan ist für Plankstadt das Grundbuchamt Mannheim-Neckarau zuständig.

Viele Kommunen haben ihre Grundbuchämter bereits geschlossen, weitere werden noch folgen. Im Jahr 2018 ist dann endgültig Schluss und alle 667 Grundbuchämter in Baden-Württemberg, davon 360 im badischen Rechtsgebiet, sind in den verbleibenden 13 zentralen Grundbuchämtern aufgegangen. Möglich wird eine so einschneidende Maßnahme, wie sie die Landesregierung von Baden-Württemberg bereits Mitte 2010 per Gesetz beschlossen hatte, durch die speziell dafür entwickele Software, über die auf die einzelnen Grundbuchakten zugegriffen werden kann. Dis kann entweder in den bereits erwähnten 13 zentralen Grundbuchämtern des Landes, aber auch an den im manchen Kommunen geschaffenen Einsichtsstellen in den Rathäusern geschehen. Ob eine Gemeinde eine solche Einsichtsstelle hat oder nicht, entscheiden die Gemeinden selbst. Manche tun sich auch mit Nachbargemeinden zusammen und bilden eine gemeinsame Einsichtsstelle, wie dies zur Zeit zwischen Schwetzingen, Plankstadt und Oftersheim besprochen wird.
Allerdings kann – wie der Name dies schon sagt – bei diesen Stellen lediglich Einsicht genommen werden und Grundbuchauszüge ausgedruckt werden. Änderungen im Grundbuch können nicht vorgenommen werden, dazu braucht man dann das zuständige Grundbuchamt, in unserem Fall Mannheim-Neckarau. Auch öffentliche Unterschriftsbeglaubigungen sind fortan im Rathaus nicht mehr möglich. Bis 2018 sind auch bei den Notariaten noch die Amtsnotare tätig, nach 2018 können diese dann nur noch in freiberuflicher Form tätig werden – ähnlich wie die Rechtsanwälte.

Die Leitungen zu den Grundbuchservern wurden Anfang August abgeschaltet und eine Spedition holte die in den vergangenen Tagen in insgesamt 248 Kisten verpackten Plankstadter Grundbücher auf insgesamt 14 Paletten ab. Diese werden nun in das Zentralarchiv des Landes in Kornwestheim gebracht. Werden in Grundbuchfragen also künftig tatsächlich die Verträge oder anderen Akten in Papierform benötigt, dann müssen diese dort angefordert und per Kurier aus Kornwestheim angefahren werden.
Künftig ist nun das Grundbuchamt für Plankstadt beim Amtsgericht Mannheim angesiedelt. Die beiden Plankstädter Mitarbeiterinnen, Germaine Summ und Jutta Waldecker, verabschiedeten wehmütig die verpackten Akten. Insbesondere für das „Grundbuch-Urgestein“ Jutta Waldecker stellt der Weggang des Grundbuchs nach über 39-jähriger Tätigkeit in diesem Bereich ein bedeutendes und einschneidendes Ereignis dar. Sie wird künftig im Bürgerbüro der Gemeinde Dienst tun und dort unter anderem auch für Koordinierung der Plankstädter Seniorenarbeit zuständig sein. Frau Summ wird Aufgaben im Bereich der Kinderbetreuung und im Standesamt übernehmen.- In die frei werdenden Räume des Grundbuchamtes zieht das zentrale Gebäudemanagement ein, das alle Liegenschaften der Gemeinde verwalten wird. Der für Plankstadt zuständige Amtsnotar Dr. Jens Fröhle bleibt zunächst noch beim Notariat Schwetzingen, wird aber nach Aufhebung der Amtsnotariate 2018 als selbständiger Notar tätig werden.

Zur Geschichte des Grundbuchamts

Im März 1897 trat im Deutschen Reich die erste gesamtdeutsche Grundbuchordnung (GBO) in Kraft, die mit Änderungen noch heute gültig ist. Sie überließ jedoch noch viele Fragen der Regelung den einzelnen Ländern. Erst 1935 erhielt die Grundbuchordnung eine einheitliche und der heutigen Fassung im Wesentlichen entsprechende Gestalt.

Seit die Grundbuchämter den Notariaten unterstehen, waren die Ratschreiber als „Grundbuchhilfsbeamte“ Notarsvertreter vor Ort. In Plankstadt wurde das Grundbuchamt lange Zeit in Personalunion mit dem Standesamt geführt. In den 100 Jahren des Plankstädter Grundbuchamtes war das Amt untrennbar mit so altbekannten Namen verbunden wie Jakob Neidig, Fritz Kolb, Gustav Berger, Rudi May, Annette Renkert, Marika Wirth und Germaine Summ. Besonders die Sachbearbeiterin Jutta Waldecker war vielen Plankstädtern in den vergangenen fast vier Jahrzehnten sehr gut bekannt für ihre Sachkenntnis und Freundlichkeit, war sie doch seit der Zeit von Amtsrat Gustav Berger untrennbar mit dem Grundbuchamt verbunden. Klar, dass man in einem Arbeitszeitraum von fast 40 Jahren umfassende Kenntnisse über alle Feinheiten der Plankstädter Gemarkung und des Ortsetters erwirbt, was viele Plankstädter sehr zu schätzen wussten. Hilfreich waren oft natürlich auch ihre im Laufe der Zeit erworbenen guten Kenntnisse der Plankstädter Familienzugehörigkeiten und Verwandtschaftsbeziehungen, was bei Grundstücksfragen immer eine besondere Rolle spielen kann.

Ob sich die von der Landesregierung erwarteten Synergie-Effekte durch die Umstrukturierung und Zusammenlegung der Grundbuchämter tatsächlich alle einstellen, wird erst die Zukunft zeigen.