Das Jugendheim in der Erinnerung und heute

das Jugendheim

Der Begriff „Pfarrheim St. Nikolaus“, wie wir über dem Haupteingang an der Schwetzinger Straße lesen können, ist neueren Datums – für ältere Plänkschter ist der dagegen die Bezeichnung „Jugendheim“ durchaus auch heute noch lebendig und präsent – auch wenn die Nutzung über die reine Jugendarbeit weit hinausgeht.

Zwar steht das Jugendheim – rein äußerlich gesehen – recht schmuck im Ortsmittelpunkt gegenüber der Pfarrkirche St. Nikolaus, aber die Insider, die mit ihm haupt- oder ehrenamtlich zu tun haben, wissen, dass die „Jugendlichkeit“ des Gebäudes stark an diversen Altersschwächen und Alterskrankheiten leidet und dringend einer Renovierung bedarf. Natürlich wurden in den vergangenen Jahrzehnten die Bausubstanz (besonders im Hof- und Küchenbereich) und die technischen Anlagen immer wieder mal erneuert und ausgebessert, auch die grundlegende Sanierung in den siebziger Jahren ist noch im Gedächtnis – aber nach über 30 Jahren stehen nun wiederum dringende Arbeiten an, die nur mit Hilfe der ganzen Pfarrgemeinde realisierbar sind.

Blick in die Geschichte des Hauses

Bevor wir jedoch von den dringend erforderlichen Renovierungen hören, wollen wir einen Augenblick innehalten und uns die Geschichte des Jugendheims etwas näher betrachten. Bis zum Jahr 1922 war dieses Gebäude das Gasthaus „Zum Löwen“. Der katholische Kindergarten befand sich in einem für diesen Zweck errichteten zweistöckigen Backsteingebäude in der Luisenstraße 2 (heutiges Volksbank-Gebäude), Pfarrer Eugen Augenstein vollzog nun mit dem Löwenwirt Heid einen Grundstücks- und Gebäudetausch; und damit hatte der „Löwen“ ab 1922 sein Domizil in der Luisenstraße 2, der Kindergarten bekam seinen Platz an der Stelle des heutigen Wirtsstübchen – übrigens ein großer Saal mit Kirchenbänken an den Wänden; die Kinder saßen auf den Bänken oder spielten in der Mitte des Raumes – behütet von der Kindergartenschwester. Im Obergeschoß war die Nähschule der Niederbronner Ordensschwestern (richtiger „Schwestern vom Göttlichen Erlöser“ – so die genaue Ordensbezeichnung) untergebracht, wo Nähschulschwester Geroldberta den jungen und älteren Interessentinnen wertvolle Fingerzeige geben konnte; im hinteren Teil des Obergeschosses hatten die Schwestern ihre Wohnung. In Richtung Friedrichstraße schloß sich die Scheune und der Garten an, der bis an die Friedrichstraße reichte.

Der ehemalige Löwen-Saal wurde zum Pfarrsaal für allerlei Veranstaltungen – vor allem für die jährlichen Bazare, Aufführungen der Laienspielgruppe und Versammlungen der verschiedenen kirchlichen Gruppierungen. Da alle kirchlichen Gruppen und natürlich auch die Jugend hier ihre Heimstatt hatte, hatte sich der Begriff Jugendheim bald eingebürgert. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als kirchliches Leben auch im Freizeitbereich wieder möglich und auch freudig aufgenommen worden war, erforderte die räumliche Enge eine neue Lösung. So entstand unter Pfarrer Heinrich Grimm ein neuer Anbau hinter der Scheune, das sogenannte „Kleine Jugendheim“. In den fünfziger und sechziger Jahren spielte sich dort das Leben der KJG (hauptsächlich der männlichen) ab. Daneben, noch in der Scheune, befand sich der Gruppenraum der Pfadfinderschaft St. Georg. Die weibliche Jugend hatte ihre Räume im Altbau – heute durch den Neubau nur noch ungefähr an der Stelle der heutigen Gruppenräume zu lokalisieren.

Auf der rückwärtigen Gebäudeseite (zum Hof hin) befand sich die Wohnung der Familie Deininger. Matthias Deininger war nebenberuflich Mesner in der Kirche und Hausmeister im Jugendheim.
Nachdem 1956 der Kindergarten St. Nikolaus sowie das Schwesternhaus neu gebaut worden war, konnte der bislang als Kindergarten genutzte Raum umgebaut werden und es entstand das heutige Wirtsstübchen. Die Borromäus-Bibliothek, die zuvor ihren Platz ebenfalls im Kindergartenraum hatte, konnte nun in den angrenzenden Raum umziehen (etwa an der Stelle, wo wir heute die Küche finden). In dieser Bibliothek konnte man sich für ein geringes Entgelt Lesestoff entleihen; lange Zeit führte diese Ausleihe Hauptlehrer Friedrich Bender, danach übernahm Frau Else Gaa einige Jahre diese Aufgabe.

Ein grundlegender Umbau wurde unter den Pfarrern Reihing und Grammetbauer in den 70er und 80er Jahren vorgenommen. Die alten Gebäude samt Scheune im hinteren Teil verschwanden und machten modernen Gruppenräumung und einer Hausmeisterwohnung Platz. Ebenso wurde der gesamte Küchenbereich neu gestaltet und den Erfordernissen der Zeit angepasst. Die alte steile Holztreppe ins Obergeschoss wurde durch ein geräumiges Treppenhaus ersetzt. Auch neue Toilettenanlagen entstanden bei dieser Generalsanierung. Im Obergeschoss entstanden Nikolausstube und der Kirchenchorsaal.

Der Zahn der Zeit nagt an den Gebäuden

Wie eingangs erwähnt, bedarf das Haus verschiedener Renovierungen und Erneuerungen zum einen, um den Erhalt des Hauses über einen längeren Zeitpunkt zu sichern, zum andern aber auch, um für potentielle Nutzer auch die Attraktivität zu erhöhen, denn nur wenn die Rahmenbedingungen stimmen, können Vermietungen auch zu einem Positivfaktor werden. Und dass Vermietungen sinnvoll sind, versteht sich von selbst, wenn man bedenkt, an wie vielen Tagen das Haus leer steht. Bei er Begehung mit Bausachverständigen wurden die Heizungsanlage, die Toilettenanlagen, die Beschallungsanlage, Ausbesserungsarbeiten an Treppenstufen und anderes mehr reklamiert und als erneuerungsbedürftig angesehen. Bei der Kirchenrenovierung vor drei Jahren wurde ein Raum aus Kostengründen etwas vernachlässigt: die Sakristei. Damals wurde die Sakristei nicht isoliert und dieses Versäumnis führte dazu, dass es dort in kalten Wintern ziemlich frisch bleibt, besonders da die Sakristeiheizung recht klein dimensioniert ist und nicht ohne weiteres angepasst werden kann. Auch hier soll Abhilfe geschaffen, denn Mesner und die fleißigen Ministranten und Ministrantinnen sollen nicht noch krank werden, wenn sie vor und nach dem Gottesdienst frieren müssen.

All diese Aufgaben sind mit den vorhandenen Mitteln allein natürlich nicht zu bewerkstelligen, deshalb ist die Pfarrgemeinde auf die tätige Unterstützung der Pfarreiangehörigen angewiesen. Und wie die Vergangenheit gezeigt hat, werden diese ihre Verantwortlichen sicher nicht im Stich lassen und sich großzügig erweisen. Zwar dient natürlich wie schon seit Jahrzehnten der jährliche Bazar dazu, mit seinen Einnahmen die anstehenden Arbeiten mit zu finanzieren, aber das reicht natürlich längst nicht. Deshalb dürfen natürlich alle, auch diejenigen, die aus unterschiedlichsten Gründen nicht zum Bazar kommen können, ihre Mildtätigkeit und Unterstützung durch eine überwiesene Spende an den Kosten erweisen.

UK (Foto: Kobelke)